asdf
 

Das „süße Hölzl“ anders klassisch

CD-KRITIK / VANHAL / KLARINETTENSONATEN

17/07/13 Mozart schuf leider keine Sonaten für Klarinette, sehr wohl aber sein Zeitgenosse und Kammermusik-Partner Johann Baptist Vanhal. Ihnen widmete sich erstmals Ernst Schlader zusammen mit Fortepiano-Spezialist Wolfgang Brunner.

Von Horst Reischenböck

Der aus Böhmen stammende und bereits vor Wolfgang Amadé Mozart in Wien als freischaffender Komponist lebende Johann Baptist Vanhal spielte dessen Streichquartette zusammen mit ihm, Joseph Haydn und Carl Ditters von Dittersdorf. Sozusagen das beste „Composers Quartet“ der Geschichte!

Im dazumal biblischen Alter von 74 Jahren hinterließ Vanhal ein zahlenmäßig schier unglaubliches Œuvre. Unter seinen nicht weniger als 71 Sonaten befinden sich auch ihrer drei für Klarinette. Sie stammen mutmaßlich aus Vanhals letzter Schaffensperiode.

Die gerade brandneu erschienene Aufnahme entstand vor gut einem Jahr in der Instrumentensammlung des dem Kloster Kremsmünster gegenüber liegenden Schlosses Kremsegg. Der aus Gmunden stammende Ernst Schlader ist Mitglied des L’Orfeo Kammerorchesters, aber auch anderer auf Originalinstrumenten musizierenden Ensembles. Er unterrichtet in Trossingen und Frankfurt am Main und war auch Gastdozent an der Universität Mozarteum, wo sein Klavier-Partner auf dieser CD, Wolfgang Brunner lehrt.

Die originalen Klarinettensonaten hätten allerdings nicht gut 72 Minuten aufzunehmende Musik ergeben. Deswegen hat Schlader zwei passend dünkende Violinsonaten adaptiert. Für all diese Werke benützte Ernst Schlader entsprechend der Tonarten unterschiedlich gestimmte Klarinetten-Nachbauten – Originale wären heutzutage ja nicht mehr spielbar. Wolfgang Brunner assistierte gleichberechtigt und, wie von ihm gewohnt, spritzig animierend auf einem dazu perfekt passenden, in etwa zur selben Zeit ca. 1795 in Wien von Joseph Dohnal gebauten Hammerflügel aus dem oberösterreichischen Museum.

Als Umrahmung zweimal Es-Dur: Schon der erste Einstieg lässt aufhorchen. Einmal vom ausgezeichnet eingefangenen Klangbild her, noch mehr aber ob dem ambitioniert in bestem Sinne partnerschaftlichen Zusammenspiel beider Ausführenden. Es überzeugen die im Weiteren die gefühlvoll ausgesungenen Adagio-Sätze ebenso wie auch die vom Duktus her kecken Finali, die manche Überraschung bereit halten. Die zumeist viertelstündigen Trouvaillen erstrahlen so glänzend aufgeputzt, wie sie eben nur Musizieren im originalen Klangbild zu bieten vermag.

Johann Baptist Vanhal, 5 Sonaten für Klarinette und Fortepiano. Ernst Schlader, Klarinette & Wolfgang Brunner, Hammerklavier. Gramola CD 98988 - www.gramola.at

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014