„Stories“ für Kopf und Seele gleichermaßen
CD-KRITIK / SOUND POST
11/04/12 Eine sehr abwechslungsreiche, ungemein stimmungsvolle wie auch sinnliche Klangreise durch die verschiedensten Musikwelten und -traditionen ist es geworden, das Debütalbum „Stories“ der isländisch-österreichischen Band Sound Post.
Die 2010 von dem in Österreich lebenden isländischen Komponisten und Kontrabassisten Haraldur Gudmundsson gegründete Formation versteht es auf sehr spannende Weise, dem klassischen Jazz ein modernes und verspieltes Antlitz zu verleihen. Mit der ebenfalls aus Island stammenden Sängerin Harpa Thorvaldsdottir, den beiden Salzburger Musikern Julian Urabl (Gitarre), Lukas Kletzander (Klavier) und dem dritten Isländer im Bunde, dem Schlagzeuger Thorvaldur Thorvalsson, liefert Gudmundsson zwölf von allerschönsten Melodien getragene Songs ab, denen eine ganz eigene und hierzulande selten gehörte warme Klangsprache mit sanften Zwischentönen eigen ist.
Es bedarf nicht immer opulenter Arrangements, großer musikalischer Gesten oder dem unter Beweis stellen der eigenen spielerischen Virtuosität, um mit Liedern beim Hörer tiefe Emotionen oder Gefühle zu erwecken. Oftmals entfaltet genau ein einem solchem Zugang entgegengesetzter Ansatz eine viel größere Wirkung. „Stories“ ist ein schönes Beispiel für Musik, die vor allem durch elegante und edel anmutende Zurückhaltung sowie noble Entspanntheit punktet. Ganz nach dem Motto „weniger ist mehr“ hüllt die Gruppe die musikalischen Ideen in ein instrumental sehr reduziert gehaltenes, jedoch zugleich auch sehr schwungvolles Klangkostüm. Es wird getragen von der glasklaren, sehr variantenreichen und gleichzeitig auch sehr kraftvollen Stimme der isländischen Sängerin und entfaltet seine berührende Wirkung besonders in den stillen Momenten.
Schnell wird hörbar, dass hier Musiker am Werken sind, die ihr Handwerk perfekt beherrschen und mehr noch, immense Kreativität mitbringen. Irgendwo zwischen den Polen Jazz, Songwriting und leichten Popanleihen, zwischen der Musik von Legenden wie Billie Holiday, Sarah Vaughan und Diana Krall agierend, lässt der isländisch-österreichische Fünfer wunderbar abwechslungsreiche, atmosphärisch dichte zugleich aber auch locker beschwingt klingende Stücke entstehen, welche sich schon nach erstmaligem Hörgenuss sofort erschließen. Songs wie der Opener „The Dove“, „Ode to Billie“, „Read the moon“ oder „Angelheart“ laden schlicht und einfach nur zum Zurücklehnen und sich Fallenlassen ein. Liebhaber etwas verspielterer Stücke kommen dagegen bei „The end of a beautiful day“, „A foggy day“ und „Let`s agree“ voll auf ihre Kosten.
„Stories“ macht einfach Spaß, berührt es doch Kopf und Seele gleichermaßen. Bleibt zu hoffen, dass diese außergewöhnliche Truppe mit diesem Werk noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht hat. Man will einfach mehr hören. Woran eigentlich, bei der wirklich hohen Qualität der Musik, kein Zweifel besteht. (mt)