Ein Grenzgänger lässt die Klassik herein
CD-KRITIK / ULRICH DRECHSLER / CONCINNITY
23/01/12 Am Sonntag (22.1.) war Ulrich Drechsler, Amadeus Music Award Gewinner aus dem Jahre 2005, im Bad Hofgasteiner Sägewerk zu Gast. - Neues musikalisches Terrain für den vielschichtigen Musiker: Auf der CD "Concinnity" greift er zu Elementen klassischer Musik.
Es gibt nicht viele Musiker, die sich in ihrem gesamten Schaffen von solch unterschiedlichen Seiten zeigen, wie es Ulrich Drechsler tut. Der ungemein wandlungsfähige österreichische Klarinettist ist ein wahrer Meister darin, sich von Mal zu Mal stets neu zu erfinden. So auch auf seinem 2010 erschienenen Album „Concinnity“, auf dem er sich wieder einmal auf einem neuen musikalischen Terrain versuchte. Im Quartett mit zwei Celli und einem Schlagzeug wandte sich Ulrich Drechsler erstmals dem Bereich der Klassik zu. Und das auf ganz wunderbare Art und Weise.
Nein, irgendwelche Berührungsängste kennt der Bassklarinettist, blickt man auf sein bisheriges Schaffen, in der Tat keine. Sein Erfolgsprojekt „Cafe Drechsler“ (2002) hüllte der in Wien lebende Musiker in ein feines Lounge-Gewand, im Trio mit Oliver Steger und Hans Tanschek huldigte er 2004 auf der CD „The Monk In All Of Us“ dem traditionellen Jazz. Hoch melodisch und sehr relaxt zeigte sich der Klarinettist gemeinsam mit dem norwegischen Ausnahmepianisten Tord Gustavsen auf „Humans And Places“ (2006) und in die Welt des Funk und HipHop verschlug es ihn auf „Fortune Cookies“ (2006) und „The Big Easy“ (2009).
Auf der 2010 erschienenen CD „Concinnity“ sind es Elemente der klassischen Musik, welche er in seine vielschichtige Klangwelt einfließen lässt. Die Idee, ein solches Projekt in Angriff zu nehmen, geisterte schon seit vielen Jahren in den Gedanken des Musikers herum. Alleine die Vorstellung, wie es im Ganzen klingen sollte, brauchte in ihrer Entwicklung Zeit. Insgesamt sind die Stücke des neuen Albums sehr reduziert gehalten, entfalten aber gerade aus dieser Zurückhaltung heraus eine ungemein dichte, den Raum vollkommen ausfüllende Atmosphäre. Für den sehr warmen, gleichzeitig aber auch sehr energetischen und wuchtigen Grundsound mitverantwortlich zeigen sich Rina Kaçinari und Christof Unterberger. Während die aus dem Kosovo stammende Cellistin für die eher dunklen, zum Teil rohen Töne sorgt, deckt ihr österreichischer Partner mit seinem eher hellen und zarten Spiel die sanften Passagen ab.
Komplettiert wird das Quartett durch den für sein feinfühliges Spiel bekannten Schlagzeuger Jörg Mikula, mit dem Ulrich Drechsler bereits seit vielen Jahren in diversen Formationen zusammenspielt. Wie man es vom Klarinettisten kennt, zeigt sich dieser auch auf der neuen CD von einer ungemein vielschichtigen Seite. Mal sanft, mal rau, mal zurückhaltend, mal im Vordergrund agierend, lässt das jazzige Spiel des in Wien lebenden Musikers die Stücke des Quartetts zu einem hochemotionalen Hörerlebnis werden. Ein ganz wunderbares Stück Musik. (mt)