Ein Requiem für Mozart?
CD-KRITIK / JOHANNES MOESUS
24/01/12 Das Requiem von Antonio Rosetti wurde am 14. Dezember 1791 aus Anlass des Todes von Wolfgang Amadé Mozart in Prag aufgeführt. Auf CD eingespielt hat es Johannes Moesus, am Ort der damaligen Aufführung.
Von Horst Reischenböck
„Requiem für Mozart“ stimmt nur bedingt. Komponiert hatte es der 1750 geborene Antonio Rosetti nämlich bereits 1776 für die Beisetzung der Gattin seines damaligen Dienstherrn, eines Fürsten zu Oettingen-Wallerstein. Als Joseph Strohbach, Kapellmeister am Gräflich Nostitz’schen Nationaltheater in Prag – der Uraufführungsstätte von Mozarts „Don Giovanni“ und „La Clemenza di Tito“ – kurzfristig die Aufgabe zufiel, neun Tage nach dessen Tod einen Gedenkgottesdienst in der Pfarrkirche St. Niklas auf der Kleinseite unterhalb des Hradschin zu gestalten, griff er aus Zeitmangel auf das ihm geläufige Rosetti-Requiem zurück. Er hat das Werk, wie der erhalten gebliebene Stimmensatz im Prager Loreto-Kloster beweist, den Bedürfnissen entsprechend modifiziert.
In dieser Gestalt hat es Johannes Moesus im Vorjahr am Ort der Aufführung geleitet. Zusammen mit dem gemischten Chor Pražští p?vci (The Prague Singers), dem Kammerchor La Gioia und dem Kammerorchester Camerata Filarmonica Bohemia. Die im „Tuba mirum“ angesprochene Posaune vertraute Rosetti einer Trompete an. In dem international besetzten Solistenquartett sang die US-Sopranistin Marcia Porter jene Arien, die damals Mozarts enge Freundin Josepha Duschek gestaltete.
Auf der CD sind weitere geistliche Kompositionen Rosettis enthalten. Sehr interessant auch zwei Graduale aus der Hand von Benediktiner-Pater Meingosus Gaelle, die in der Klosterbibliothek von Einsiedeln überdauerten. Gaelle hatte an der Universität Salzburg studiert und lehrte dann hier Dogmatik. Außerdem war er Superior an der Wallfahrtskirche Maria Plain. Den letten beiden Sätzen von Rosettis Sinfonie Es-Dur fügte er Texte aus dem Matthäus-Evangelium und Psalm 97 in vierstimmig homophonem Chorsatz hinzu. Einen Vergleich ermöglicht auf der CD die originale Sinfonie, freilich benachteiligt durch den Nachhall der Kirchenakustik.
Johannes Moesus hat sich immer schon Nischen verschrieben. In Klavierkonzerten des Salzburgers Joseph Wölfl, an dessen 200. Todestag heuer zu erinnern sein wird, assistierte er mit dem SWR Rundfunkorchester Kaiserslautern dem Pianisten Yorck Kronenberg. Sinfonien von Beethovens Zeitgenossen Friedrich Witt widmete er sich mit den Hamburger Sinfonikern, genauso, wie zusammen mit dem Münchner Rundfunkorchester Peter von Winter. Dessen zweiter Teil der „Zauberflöte“ steht heuer konzertant auf dem Programm der Salzburger Festspiele. Zwei Sinfonien, vor allem aber Zwischenaktmusiken Peter von Winters sind es wert, gehört zu werden.