In den Tiefen des Maulwurfshügels
HINTERGRUND / JAZZIT / CD-EDITION
16/03/11 Vor vielen Jahrzehnten schon pushte der legendäre Londoner Jazzclub „Ronnie Scotts“ das Comeback von Sarah Vaughan, indem er Live-Aufnahmen in Eigenregie veröffentlichte. Auf kleinerer Spurweite, aber immerhin: Die CD-Edition des Jazzit:Musik:Club feiert mit der Veröffentlichung von „Peter, Lois und Lukes“ die zehnte CD aus dem hauseigenen Label.
Von Per P eterson
Um genau diesen Push-Effekt geht es Jazzit- und Labelchef Andreas Neumayer. Begonnen hatte die CD-Reihe im April 2005 mit dem von einem Jazzmagazin mit vier von fünf Punkten honorierten Werk der Bigband „The Jazzit Stage Orchestra“. Viele Töne haben seitdem das Jazzit:Label verlassen - Töne die unterschiedlicher nicht sein könnten: Von energiegeladenem Contemporary Jazz der Formation Midshi (mit dem Gast - Saxofonisten Gerald Preinfalk) über Hip-Hop BigBand Jazz von SK Invitational, deren CD beachtliches Airplay auf FM4 vorweisen konnte bis hin zu moderner Polka der mittlerweile in Teilen Europas tourenden Band „The Merry Poppins“. Der gemeinsame Nenner? Zum Einen handelt es sich bei den ausgewählten Musikern um (zumindest teilweise) Salzburger Künstler, zum Anderen spiegelt die Auswahl der Stilistiken das Programm des Musik:Clubs wider.
Was bringt die Jubiläums CD? Herausragendstes Merkmal von „What really happens in a molehill“ der oben erwähnten Formation ist wohl der integre Bandsound. Was eingangs nach einem Session-Song klingt und sich nach fernöstlicher Klangschalen-Meditation nach und nach zu groovigem, melodiebetontem Latin entwickelt, hat Format. Sollte man einen Vergleich wagen wollen, kommt man, was Entspanntheit und klangliche Homogenität betrifft, an Marc Johnsons & John Scofields „Shades of Jade“ wahrscheinlich nicht vorbei.
Und auch die Besetzung lässt aufhorchen: Piano (Lukas Kletzander), Bass (Lukas Kranzelbinder), Schlagzeug (Peter Traunmüller), Posaune (Alois Eberl) und - als Gast - der amerikanische Vibrafonist Tim Collins. Verliebt hatten sich die jungen Musiker übrigens auf der Uni; und nach einer kurzen Session-Opener Tournee beschloss man, vielleicht nicht gerade den Bund fürs Leben, aber doch für eine CD-Produktion zu schließen. Übrigens: Auch audiophile Jazzfans werden mit dieser CD auf ihre Kosten kommen: Die CD liefert eine hervorragende akustische Transparenz, die den Vergleich mit internationalen Produktionen nicht zu scheuen braucht.
Und was hat das alles mit einem Maulwurfshügel zu tun? Lukas Kletzander, Komponist, Bandleader und erklärter Maulwurf-Fan: „Mich hat schon immer interessiert, was sich in einem Maulwurfshügel so abspielt. Die Reise in einen Maulwurfshügel ist eine Reise ins Ungewisse“.
Ob das auch für die Live-Präsentation der CD gilt? „Man auf jeden Fall davon ausgehen, dass wir einen tiefen Blick in den Maulwurfshügel werfen und risikoreicher spielen werden.“
