Futter für Tastenfresser
"AUS MOZARTS NOTENSCHRANK" / FLORIAN BIRSAK
23/12/09 Notensammlungen der Zeit halten immer wieder Überraschungen bereit, nicht nur "Nannerls Notenbuch". Auch ein Konvolut, das sich im Diözesanarchiv befindet, enthält Mozart-Stücke - und sogar bisher Unbekanntes von ihm.Von Reinhard Kriechbaum
Die Entdeckung dieser beiden Stücke - zweier Allegro-Sätze - ist eine Folge wissenschaftlichen Ehrgeizes im Mozartjahr 2006. Das Archiv der Erzdiözese Salzburg hatte ein Notenbuch angekauft, das sich im Lungau erhalten hat.
Der Domstiftsorganist Georg Joseph Paris (1700-1760) hatte eine Reihe von "Galanteriestücken" wohl für seine Klavierschüler angelegt, und ein unbekannter Musiker hat in der Folge weitere klavier- und orgeltaugliche Sätze hineingeschrieben. Und dieser Unbekannte entschied sich eben auch für ein paar Stücke, über die er dezidiert "Wolfgang Mozart" als Urheber schrieb. Wie das Konvolut in den Lungau kam, wo der Band in der Kirche von Mariapfarr wohl Generationen von Organisten die Alltags-Literatur an ihrem Instrument lieferte, weiß man nicht. Und die letztgültige Festschreibung der Mozart-Werke ist Sache der Musikwissenschaft. Einige Stücke dort kennt man auch aus anderen Quellen, und so ist wohl auch die Autorenschaft der beiden bisher unbekannten Allegri "di Wolffgango Mozart" glaubwürdig.
Florian Birsak spielt das eine auf den Cembalo, das andere auf dem Clavichord. Auf Kopien historischer Instrumente, versteht sich.
Und drumherum: ein Streifzug durch "Mozarts Notenschrank" eben, also eigene Kompositionen (etwa aus dem "Londoner Skizzenbuch"), ein Stück von Anton Cajetan Adlgasser, eine Sonate von Georg Benda, Musik der Bach-Söhne Carl Philipp Emanuel und Johann Christian, und auch noch ein Presto-Satz von Johann Nikolaus Tischer aus dem Notenbuch für Nannerl: Lebhafte, anregende pianistische Alltagsdinge eben, das Futter für Tastenfresser damals.