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Spiel mir das Lied vom Tod

QUARTET NEW GENERATION

22/12/09 Ein ehrgeiziges Kontrastprogramm zum "Advent- und Weihnachts-Image" der Blockflöte: Die CD "In vain - von der Vergänglichkeit" des Quartet New Generation.

Von Reinhard Kriechbaum

Was für ein Kontrast: Aus den insistierenden Dissonanz-Wiederholungen des "Dance macabre", einer im Geist der Minimal Music angelegten Komposition von Dorothée Hahne (2007 geschrieben) kippt die Stimmung hinüber zu Samuel Scheidts im Frühbarock entstandener polyphoner Fantasie super Io son ferito lasso (Meine Seele ist tief verwundet), eine Paraphrase auf ein Werk von Palestrina.

Im Jahr 2006 waren die vier jungen Damen des Quartet New Generation (QNG) Preisträger beim Deutschen Musikwettbewerb, wo sie auch schon vier Jahre zuvor ihre Visitenkarte abgegeben hatten und auch damals mit einem Preis bedacht worden waren. Beim Studium in Amsterdam hat die Halleiner Blockflötistin Andrea Guttmann ihre Kolleginnen Susanne Fröhlich, Hannah Pape und Heide Schwarz kennen gelernt. Seit zehn Jahren, so schreiben die vier, arbeiteten sie "gegen das durch Spielkreise und konservative Fundamentalisten ramponierte Image ihres Instrumentariums". Vielleicht tut es also gerade in diesen Tagen gut, wegzuhören von den fromm-harmlosen Liedsätzen, die allerorten in die Gehörgänge adventlich gestimmter Hörer gestopft werden, und dafür umso genauer hinzuhören auf diese CD, die ganz dem Memento-mori-Gedanken gewidmet ist.

Überraschungen gibt es da nicht nur, weil manche zeitgenössische Stücke mit unorthodoxen Spieltechniken und entsprechend ungewöhnlichen Klangeffekten verblüffen. Es gehört schon auch ein gerüttelt Maß an Experimentierlust dazu, Anton Bruckners Motette "Vexilla regis" vier Holzröhren anzuvertrauen! Dieses Stück gehört zu den "letzten Dingen", so wie auch Bachs "Kunst der Fuge", deren unvollendetes Ende "Fuga a tre soggetti" auch am Ende dieser Werkfolge steht. Nach acht Minuten reißt das vielstimmige Gewebe ab, aber es sollte den Hörer nachdenklich stimmen, dass die Zeitanzeige auf dem Display noch weiterläuft: Tatsächlich kommt nach fünf Minuten, die man tunlichst zu innerem Nachklingen-Lassen nutzen sollte, weitere Musik - ein persönliches (improvisiertes?) Statement des Ensembles.

Zwischen flirrend-hektische Bewegung bettet Gordon Beeferman (Jahrgang 1967) in seinen "Passages" Phasen bezwingender Ruhe. Ein Stück von beinah fünfzehn Minuten Dauer! Das schreibt ein Komponist nur, wenn er größtes vertrauen zu den Widmungsträgern - eben dem QNG - hat. Die meisten zeitgenössischen Stücke auf dieser CD sind für das QNG geschrieben worden - offenbar unterhalten die vier Musikerinnen beste Kontakte zur Komponistenzunft.

"In vain - von der Vergänglichkeit" QNG Quartet New Generation. - Deutscher Musikrat/Genuin 12029 - www.quartetnewgeneration.de

 

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