Im Bläser-Originalton
L'ORFEO BLÄSERENSEMBLE
29/01/10Er war eine absolute Opern-Größe in Mozarts Jugendzeit, der tschechische Komponist Josef Myslive?ek. Die Bläser-Crew des L'Orfeo Barockorchesters widmete ihm ihre Debüt-CD.Von Reinhard Kriechbaum
Dass die besten Bläser aus Böhmens Hain und Flur kommen - das war nicht nur zur Zeit von Mozart selbstverständlich. Der Prager Josef Myslive?ek (1737-1781) galt den Zeitgenossen freilich vor allem als Opernkomponist. Als solcher machte er in Italien in den sechziger und siebziger Jahren des 18. Jahrhunderts eine ganz außergewöhnliche Karriere - und kam doch bald wieder aus den "Charts".
In der Mozart-Biographie, in den Briefen Wolfgangs und Leopolds, taucht sein Name immer wieder auf. Myslive?eks hatte Ambitionen, Kapellmeister am erzbischöflichen Hof in Salzburg zu werden - und Leopold schielte mit einem Opernauftrag für seinen Sohn in Neapel. Beide Herren hatten allerdings wenig Glück mit ihrem Lobbyismus jeweils vor Ort, und so war ihre Freundschaft bald passé.
Mit Myslive?eks drei Bläseroktetten und den sechs Quintetten stellt sich nun die Bläsergruppe des L'Orfeo Barockorchesters auf ihrer Debut-CD vor: 66 Minuten beste "Unterhaltungsmusik" von einem unbestrittenen Meister der Melodieerfindung. Carin van Heerden (von 1993-2004 Professorin für Blockflöte an der Universität Mozarteum, jetzt vor allem in der Mission "Barock-Oboe" in Linz an der Bruckneruniversität tätig) leitet die blasende Crew des Originalklangorchesters.
Erstaunlich, was die beiden Inventionshörner leisten (vor allem in den Quintetten für zwei Oboen, zwei Hörner und Fagott), einprägsam der geschmeidige Ton der beiden Klarinetten in der größeren Besetzung. Und Carin van Heerden dialogisiert lustvoll und geschmeidig mit ihrer Kollegin an der zweiten Oboe.
Gut, dass Josef Myslive?ek, Sohn eines Müllers und natürlich in Familientradition für dieses Handwerk ausgebildet, schließlich doch auf Musik umgesattelt hat.