Horn-Freunden zur Freude
CD-KRITIK / ROB VAN DE LAAR
14/12/17 Rob van de Laar bereichert seit 2016 als Hornist das Mozarteumorchester. Heuer wurde er in seiner Heimat mit dem Nederlandse Muizekprijs ausgezeichnet. Im Vorjahr bündelte er eine hörenswerte Debüt-CD mit einem Kleeblatt vornehmlich romantischer Kammermusikwerke.
Von Horst Reischenböck
Hornisten, die abseits Orchesterdienste ihrem Können frönen wollen, haben es nicht leicht. Ist doch das Repertoire, das sich ihnen anbietet, vom Umfang her durchaus überschaubar. Zu Zeiten der Klassik vermochten nur wenige Musiker auf ihren Naturhörnern, eher abschätzig als „Ringelschwanztrompete“ bezeichnet, einen Franz Danzi, Beethoven oder dessen Schüler Ferdinand Ries zu Sonaten inspirieren. Das änderte sich auch später nicht grundlegend, selbst bis hin zum von Wagner hoch geschätzten Franz Strauss und dessen Sohn Richard mit deren Fantasien und Variationen.
Franz Schubert bediente sich erst spät der Klangfarben des Horns. In seinem letzten Lebensjahr schuf er für ein Konzert zur Erinnerung an Beethovens Tod mit „Auf dem Strom“ D 943 eine Ode zu dessen Gedenken. Ihm stand für seine empfindsamen Klänge in Josef Rudolf Lewy ein erster Könner auf dem nunmehr mit Ventilen ausgestatteten Instrument zur Verfügung. Auf der CD dialogisiert Rob van de Laar mit der Gesangsstimme geschmeidig und schattiert, es singt die Mezzosopranistin Karin Strobos.
Robert Schumann reizte in seinem ursprünglich „Romanze“ betitelt lyrischem Adagio op. 70 bereits den vollen Ton-Umfang aus und forderte erst „innigem Ausdruck“ und im anschließenden Allegro „feurige“ Jagd-Klänge. Gattin Clara beurteilte das Stück als „prächtig, frisch und leidenschaftlich, so wie ich es gern habe“ – Rob van de Laar folgt diesem Anspruch virtuos und voller Lust und Laune.
Auch selten zu hören: das Trio für Violine, Horn und Klavier in Es-Dur op. 40 von Johannes Brahms. Es ist 1865 entstanden, als er den Sommer bei Schumanns Witwe zubrachte. Keine einmalige Kostbarkeit in dieser Besetzung mehr, seitdem György Ligeti 1982 ein Pendant schuf. Brahms war auch ausgebildeter Hornist, was alle vier Sätze seines Meisterwerks belegen. Brahms' Mutter schätzte sein Horn-Spiel und es heißt, das ausgedehnte Adagio mesto sei Ausdruck der Erinnerung an die kurz zuvor Verstorbene. Die Kantilene verklärt van de Laar zu berührend ausdrucksstark gesteigert hoch-romantischem Gesang. In den getragenen Marsch zu Beginn führt Und die letzte Rarität: ein Rondo von Karl Pilss, das letzte seiner Tre pezzi in forma di Sonata. Der Schüler von Franz Schmidt war Assistent berühmter Dirigenten, in Salzburg Toscanini, Walter, Furtwängler und Karajan. Rob van de Laar widmet sich zum Schluss seines Recitals hingebungsvoll den Signalen dieser spätromantischen Klangsprache, mit dem Pianisten Thomas Beijer als mitfühlend gestaltendem Partner.