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Vom besonderen Zauber des nicht zu Ende Gesagten

SALZ / RAURISER LITERATURTAGE

22/03/12 Die Frühlingsausgabe der Literaturzeitschrift SALZ ist seit Jahren für alle Literaturinteressierten das unverzichtbare Begleitheft zu den Rauriser Literaturtagen. Das Rauris SALZ 2012 erschien gestern Mittwoch (21.3.) zur Eröffnung der 42. Rauriser Literaturtage.

Von Heidemarie Klabacher

„Er tat das Übliche, las, überarbeitete den inzwischen abgeschriebenen Text der vorletzten Nacht, macht sich Notizen, drückte den Knopf der Stenorette und diktierte seiner Sekretärin einen weiteren Teil. Als er dazwischen von den beschriebenen Blättern aufsah, war der Löwe wieder zur Stelle.“

Sybille Lewitscharoffs Roman „Blumenberg“ ist eines der raren Bücher, die den Leser vom ersten Satz an ihren Bann schlagen: „Blumenberg hatte gerade eine neue Kassette zur Hand genommen, um sie in das Aufnahmegerät zu stecken, da blickte er von seinem Schreibtisch auf und sah ihn“, lautet dieser erste Satz. Und schon zwei Sätze später erfährt man, daß es ein älterer Löwe sein müsse, „vielleicht nicht mehr ganz bei Kräften, aber mit der einzigartigen Kraft begabt, da zu sein.“ Ab jetzt ist der Löwe da. Nicht nur im Arbeitszimmer des großen Philosophen Hans Blumenberg - auch bei der Leserin, beim Leser, wenn schon nicht vor dem Schreibtisch auf dem Teppich, so doch im Kopf, im Herzen. Verehrt, geliebt.

Sibylle Lewitscharoff ist heuer zu Gast in Rauris, sie liest am Freitag (23.3) und nimmt am Samstag (24.3.) teil am „Gespräch über Kindheit“. Der namhafte Salzburger Literaturkritiker Anton Thuswaldner hat im Rauris-SALZ unter dem Titel „Die heikle Sache mit der Wirklichkeit“ einen ebenso pointierten wie inhaltsreichen Essay über die Schriftstellerkarriere Sybille Lewitscharoffs geschrieben, die quasi als fertige Erwachsene die Literaturszene betreten und auch schon aufgemischt hatte - mit ihrer einzigartigen Gabe, sich die Wirklichkeit zu erfinden.

Gerhard Ruiss widmet Brita Steinwendtner für 22 Jahre Intendanz 22 Gedichte, die unter dem Titel „Die Erfindung der Wahrheit“ (dem letzen Rauris-Motto von Brita Steinwendter) alle nachzulesen sind.

Selbstverständlich werden im neuen SALZ die Rauris-Preisträgerinnen gewürdigt: In der Ausgabe zu dem Rauriser Literaturtagen ist ein umfangreiches Interview mit der Preisträgerin Maja Haderlap zu lesen, das ebenfalls Anton Thuswaldner geschrieben hat. Sie hätte diesen Roman nicht mit 30, wahrscheinlich auch noch nicht mit 40 Jahren schreiben können, sagt die Autorin Jahrgang 1961, die als Lyrikern für ihre slowenischen und deutschen Gedichte, sowie für ihre Übersetzungen bekannt geworden ist. „Engel des Vergessens“ ist ja auch ein Roman-Debüt – solche werden mit dem Rauriser Literaturpreis ausgezeichnet. Der autobiografisch grundierte Roman erzählt die Geschichte der Kärntner Slowenen. Maja Haderlap sagt im Interview mit Anton Thuswaldner: „Ich bin von den positiven Reaktionen in Kärnten sehr überrascht.“ Das Buch erscheint im Wallstein Verlag Göttingen derzeit bereits in der neunten Auflage und werde auch, so Haderlap, in Deutschland gut verkauft.

Der Text der Förderungspreisträgerin Elke Laznia „Blinde Fenster“ ist im SALZ vollständig abgedruckt, ebenso wie die Laudatio von Sylvia Treudl. Die heurigen Rauris-Gäste Gerhard Ruiss, Monika Helfer, Ales Steger, Juri Andruchowytsch, Nicol Ljubic, Karl-Markus Gauß, Nora Gommringer, Daniela Seel, Patrick Roth und Roberta Dapunt sind im SALZ jeweils mit Originalbeiträgen vertreten. Renate Langer hat in ihrem Text darüber philosophiert, warum Rauris zu Christoph Ransmayr passt: Ransmayr wird am Samstag (24.3.) u.a. aus seinen Essay-Band „Der Weg nach Surabaya“ und seinem noch unveröffentlichten Roman „Atlas eines ängstlichen Menschen“ lesen. Nora Gommringer, Dichterin und Performerin von Gnaden, wehrt sich vehemnt dagegen, unterhalten zu wollen. Juri Andruchowytsch, von dem wir uns die Zeile im Titel ausgeliehen haben, lässt uns einen Blick in sein  „Intimes Städtelexikon“ werfen – aufgeschlagen bei Salzburg. Illustriert wurde SALZ 147 von Siegfried Zaworka.

Die Laudatio auf Maja Haderlap von Arno Rußegger ist nachzulesen unter www.leselampe-salz.at – Die Rauriser Literaturtage dauern noch bis Sonntag (25.3.) - www.rauriser-literaturtage.at
Zum Bericht von der Eröffnung der Rauriser Literaturtage Zuhause in der Literatur

 

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