Vordenker einer geeinten Welt
STADTBIBLIOTHEK / STEFAN ZWEIG
23/02/23 „Sein literarischer Ruhm reichte bis in den letzten Winkel der Erde.“ Das schrieb Thomas Mann über seinen Schriftstellerkollegen. Stefan Zweig – Weltautor heißt eine Ausstellung, die jetzt in der Salzburger Stadtbibliothek Station macht.
Zweig ist viel herumgekommen, die Figuren und Schauplätze seiner Erzählliteratur sind geographisch nicht minder weit gestreut. Anhand von Originalmanuskripten, Briefen, Fotografien, Filmausschnitten und Tonaufnahmen führt die Schau einmal rund um den Globus, einmal sogar im Wortsinn: Magellan. Der Mann und seine Tat. Andere literarische Ziele sind Indonesien (Der Amokläufer) oder Brasilien (Brasilien. Land der Zukunft). Näher liegt Zweigs Welt von Gestern, das untergegangene Habsburgerreich, das der Schriftsteller als ein globales Modell für das Zusammenleben unterschiedlicher Völker verstand.
„Es eignet sich wohl kaum ein anderes Thema besser, um als Wanderausstellung die Reise um die Welt anzutreten“, sagt Arnhilt Inguglia-Höfle, Stellvertretende Leiterin des Literaturarchivs und Literaturmuseums der Österreichischen Nationalbibliothek. „In seinem Selbstverständnis als Weltbürger war Stefan Zweig ein unentwegt Reisender, als überzeugter Pazifist war er ein Vordenker einer friedlichen und geeinten Welt.“
Als Vordenker Europas strebte Zweig eine Literatur an, die über die Grenzen der einzelnen Nationen hinausgeht. Zu entdecken sind Zweigs außergewöhnliche Wirkungsgeschichte und sein vielseitiges literarisches Schaffen, das bis heute nichts an Aktualität eingebüßt hat. Stefan Zweigs Botschaft für die Nachwelt ist die Utopie einer friedlichen Welt ohne Grenzen.
1919 zog Stefan Zweig auf den Kapuzinerberg. Mit seiner künftigen Frau Friderike von Winternitz und deren zwei Töchtern aus erster Ehe bewohnte er das Paschinger Schlössl und schrieb in diesen Jahren viele Erzählungen, Dramen und Novellen. Er liebte die Lage seines Domizils: „Der kleine bewaldete Hügel, auf dem ich wohnte, war gleichsam die letzte abklingende Welle dieses gewaltsamen Bergzugs; unzugänglich für Autos und nur auf einem drei Jahrhunderte alten Kalvarienweg mit mehr als hundert Stufen zu erklimmen, bot er als Entgelt für diese Mühsal von seiner Terrasse einen zauberhaften Blick über Dächer und Giebel der vieltürmigen Stadt“, erinnerte er sich in Die Welt von Gestern. Die Nazis beendeten 1934 die Salzburger Jahre des Schriftstellers, er emigrierte zunächst nach England und 1940 schließlich nach Brasilien.
Stefan Zweig - Weltautor – bis 23. Mai in der Stadtbibliothek Salzburg – buch.stadt-salzburg.at
Bilder: Stadt Salzburg