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Kardinal Kummermund

HINTERGRUND / "DIE KLEINE SÜNDE" / WOLFGANG BERGMANN

14/04/10 Der Standard-Geschäftsführer Wolfgang Bergmann verarbeitete in seinem Roman-Erstling "Die kleinere Sünde" auch die Ereignisse rund um die "Causa Groer". Als ehemaliger Kommunikationsdirektor der Erzdiözese Wien ist der Autor ein Insider.

Ob er nicht mit diesem im Czerni- Verlag gerade zur rechten Stunde herausgekommenen Buch die Loyalität zu seinem ehemaligen Arbeitgeber verletze? "Man kann und man muss vielleicht sogar aus Loyalität so etwas schreiben", er habe kein vertrauliches Material verwendet, betonte der frühere Kommunikationsdirektor der Erzdiözese Wien. Es könne aber notwendig  sein, der Kirche einen Spiegel vorzuhalten. Konkret hätte etwa die katholische Kirche aus der Causa Groer "viel mehr lernen und Konsequenzen ziehen können und müssen", meint Bergmann. "Zu dieser Krise kam es ja letztlich auch, weil viele - Rom inklusive - aus falsch verstandener Loyalität geschwiegen haben."

Auf knapp 180 Seiten pendelt die Romanhandlung zwischen wahren Ereignissen der Vergangenheit, Analysen zur heutigen Situation von Glaube, Kirche und Seelsorge und eben dichterischer Freiheit. "Kardinal Kummermund" heißt im Roman die Figur, hinter der man den Kardinal Groer erkennen kann. Die Enthüllungen eines Journalisten haben ein Kirchenbeitragsboykott zur Folge und treiben die Erzdiözese Wien an den Rand des Ruins. Die Votivkirche geht in Flammen auf.

Parallel zum Haupt-Erzählstrang webt der Autor - der jetzige "Standard"-Geschäftsführer ist studierter Theologe - die Korrespondenz des Journalisten mit einem römischen Bischof in die Handlung ein. Die beiden diskutieren die beiden über das Thema "Woran glaubt jemand, der glaubt, wirklich?" - die umgekehrte Frage des weltbekannten Briefwechsels zwischen Kardinal Kardinal Carlo Maria Martini und dem Schriftsteller und Philosophen Umberto Eco, der unter dem Titel "Woran glaubt, wer nicht glaubt?" zu einem internationalen Buch-Bestseller wurde. Aus diesem fingierten E-Mail-Dialog entwickelt sich ein Gespräch über Glaubensinhalte und Glaubenssaussagen, den Unterschied zwischen historischer Wahrheit und Glauben und Themen wie Jungfrauengeburt, Himmel/Hölle und Dreifaltigkeit, der den als Nachfolgekandidat für Kardinal Kummermund gehandelten Bischof mitunter in Verlegenheit bringt.

Er habe keinen mit Theologie angereicherten Krimi, sondern einen theologischen Roman mit Krimizügen geschrieben, betont der Autor im "Kathpress"-Interview. Es ist nun einmal so, dass sich die Kirchengeschichte phasenweise wie ein Krimi liest." Als Autor habe er versucht, jene Systeme und Milieus sichtbar zu machen, in denen sich Missbrauch abspielt und welche Fragen Menschen in ihrem Glauben heute beschäftigen. "Das ist in der Fiktion vielleicht manchmal treffender und damit 'wahrer' darzustellen als durch Falldokumentationen", so Bergmann.

Kein Buch jedenfalls, das "Enthüllungen" bereit hält. Nach Urteil der "Kathpress" allerdings eines, in dem "nicht nur Kirchen-Insider aber auch eine erkleckliche Anzahl von Andeutungen und Fragmenten zur 'Welt am Stephansplatz'" fände, in denen "immer wieder mehr als nur ein Körnchen Wahrheit" stecke.

Wolfgang Bergmann war Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Caritas und von 1996 bis 1999 Kommunikationsdirektor der Erzdiözese Wien und Gründungsgeschäftsführer von Radio Stephansdom. 1999 wechselte er zum "Standard". (Kathpress/dpk)

Wolfgang Bergmann: Die kleinere Sünde. Roman. Czernin-Verlag, Wien 2010. 184 Seiten, 19,80 Euro.

 

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