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Tiefsinnig nachgefragt

BUCHBESPRECHUNG / ATELIER-GESPRÄCHE

20/12/11 Mit dem Wort „Kult-Status“ ist man rasch bei der Hand, er geht im Klappentext eines Vortrags-Dokumentarbandes gerade noch durch. Aber es stimmt schon: Die „Atelier-Gespräche“ sind seit geraumer Zeit ein Geheimtipp unter Menschen, die etwas tiefer eindringen wollen in die Kultur.

Von Reinhard Kriechbaum

Die „Atelier Gespräche“ sind öffentliche universitäre Veranstaltungen, die nach dem mit Glas überdachten Innenhof des KunstQuartiers benannt sind. 2009 hat Sabine Coelsch-Foisner, Professorin für Englische Literaturwissenschaft und Kulturtheorie an der Universität Salzburg, diese Vortragsreihe ins Leben gerufen. Rund hundert Persönlichkeiten aus den verschiedensten Kultur- und Wissenschaftssparten haben hier bereits referiert.

Das Forum: ein buntes Völkchen an Leuten, die etwas mehr wissen wollen über Gesehenes, Gehörtes, Gelesenes. Dem Wort „Bildungsbürger“ haftet heutzutage ein negativer Beigeschmack an, aber glücklicherweise gibt es nach wie vor eine beruhigend große Zahl von Leuten, die Kultur nicht bloß nach illustren Namen „buchen“ und die sich auch nicht nur vom Event-Charakter von Veranstaltungen locken lassen. Solche Leute also sind die Adressaten. Dass sie sich von der nicht immer uneitlen Moderation der Atelier-Gespräche nicht abschrecken lassen, sondern die Gelegenheit beim Schopf fassen, mit Künstlern, Veranstaltern, Dramaturgen, Wissenschaftern unterschiedlicher Disziplinen in Kontakt zu kommen, spricht sehr für dieses wichtige Publikums-Clique der Stadt.

Es gibt also das Publikum, und drum wird es für dieses Buch hoffentlich auch genug Leser geben.  Wenn man die 336 Seiten entlang blättert, hat man den Eindruck: Es fehlt kaum etwas wirklich Wichtiges aus den vergangenen zwei Kultur-Jahren am Ort. Sogar „Sound of Music“ ist noch hinein gerutscht. Die bildende Kunst ist ebenso vertreten wie die Salzburg Biennale, Aufführungen des Landestheaters ebenso wie solche vom Schauspielhaus. Sogar Randgebiete wie das „Taschenopernfestival“ wurden im Rahmen der Atelier-Gespräche vertieft. Dass Universitäts-Menschen im Sommer auf Sparflamme brennen, hat einen Vorteil: Die Vortragsreihe ist absolut nicht festspiellastig.

Viele Wissenschafter agieren keineswegs im elfenbeinernen Turm und grasen oft und gerne hinaus ins Feld der Kunst und Kultur. Das ist das Kapital der Atelier-Gespräche. Die gehen ja hoffentlich weiter und finden auch hoffentlich weiterhin ihr dankbares und aufmerksames Publikum. Was man sich als Leser des Dokumentationsbandes wünschen würde: Dass sich die Bebilderung mehr an den jeweiligen Veranstaltungen ausrichtet als an den Vortragenden. Ein paar Szenenfotos mehr und dafür zwei Dutzend Fotos der Herausgeberin weniger vielleicht?

Sabine Coelsch-Foisner (Hrsg.): Atelier-Gespräche. Verlag Anton Pustet, Salzburg 2011. 336 Seiten, 29 Euro - www.pustet.at

 

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