asdf
 

Mit Schwung in die Tiefe

INTERVIEW / PAUL HOFHAIMER TAGE / WOLFGANG DANZMAYR

27/05/10 „Ich war ganz verblüfft, wie gut dieses Orchester ist und wie unglaublich schnell die Musikerinnen und Musiker reagiert haben. Wir haben schon in der ersten Probe viel Feinarbeit geleistet.“ Wolfgang Danzmayr dirigiert das Hofhaimer Orchester Radstadt beim Eröffnungskonzert am Freitag (28.5.): „Schubert muss in allen Details wahr sein, sonst kann man’s gleich vergessen.“

Von Heidemarie Klabacher

alt„Wer als Dirigent nicht innerhalb der ersten zehn Minuten überzeugen kann, der ist draußen. Da können Amateure genauso happig werden, wie Profis.“ Der Funke zwischen dem Hofhaimer Orchester Radstadt und Wolfgang Danzmayr sei jedenfalls „im ersten Moment“ gesprungen. „Wir haben ja nicht unmäßig viel Probenzeit. Da muss man in der vorgegebenen Zeit das Optimum herausholen können.“

„Runtergespielt“ sei gerade Schuberts "Fünfte", die scheinbar alle kennen, schnell einmal. „Aber auch wenn die Musikerinnen und Musiker das Werk im Ohr haben und so gut vorbereitet sind, wie hier, kennen sie doch vor allem ihre eigene Stimme.“

Welche ersten Schritte setzt also ein erfahrener Orchestererzieher? Zunächst lasse er ein Werk durchspielen: „Schon dabei kann man viel zeigen, an Dynamik, Agogik oder Phrasierung.“ Dann würden einzelne Details herausgearbeitet und jeweils im Zusammenhang des ganzen Satzes wiederholt. „Wie ist dieser Akzent zu nehmen? Was ist die Aussage dieser Phrase? Was steht für eine Psyche dahinter?“ Das seien elementare Fragen. Auch in der scheinbar so leichten „Fünften“ seien „unglaubliche Kontraste drin“: „Die muss man herausarbeiten. Das fordere ich.“

Das Hofhaimer Orchester Radstadt wird dieser Tage ziemlich gefordert: Auf dem Proben- und Spielplan steht ja nicht nur Schubert unter Danzmayr für das Eröffnungskonzert der „24. Paul Hofhaimer Tage“ am Freitag (28.5.). Da stehen auch noch das Rossini „Stabat Mater“, die „Italienische“ Symphonie und das Kyrie d-Moll von Mendelssohn-Bartholdy für das Chor- und Orchesterkonzert unter der Leitung von Bernhard Schneider am Sonntag (30.5.).

„Die haben am Mittwoch von drei Uhr Nachmittags bis neun Uhr Abends durchgeprobt, mit ganz wenigen Pausen. Es war einfach toll, dass ich mit ihnen ab sieben Uhr noch soviel rausholen und in die Tiefe gehen konnte“, erzählt Wolfgang Danzmayr. Der Konzerttag selber werde ebenso intensiv: „Probe im Zeughaus am Turm, dann Generalprobe in der Halle - in der Produktionshalle der Firma k-tec - und um 20 Uhr Konzert.“ Bei so vielen an einen Ort zusammen gereisten Leuten, muss man so konzentriert arbeiten.

„Dieses Orchester ist über Jahre für die Paul Hofhaimer Tage aufgebaut worden. Es ist eine gute Mischung aus qualifizierten Amateuren und Profis.“ Das Hofhaimer Orchester hat einen fixen Kern, je nach Besetzung und Werk werden Zusatzgäste eingeladen. Die Mitglieder kommen aus dem ganzen Pongau, aber auch Musikum-Lehrer und Gäste von Auswärts sind dabei. „Eine Cellistin ist Turnusärztin in Wien“, erzählt Wolfgang Danzmayr. „Es ist genau diese Mischung, mit der zu arbeiten meine Spezialität ist.“

Als Gründer und langjähriger Leiter seines eigenen „Orchesterprojektes“ begeistere ihn auch in Radstadt „die Herausforderung an das Dirigententum und an das Knowhow in der Arbeit mit Amateuren“: „Die Situation ist ja nicht unähnlich unseren Orchesterprojekten, auch wenn es zum Großteil andere Leute sind.“

Konkurrenz gibt es keine? „Im Gegenteil. Es herrscht ein fruchtbares Miteinander, wenn es um die Sache geht: Um das Aufstellen einer Besetzung - da oder dort“, betont Wolfgang Danzmayr. „Zwei Musiker aus meinem Orchesterprojekt sind in Radstadt auch dabei.“ Kooperation ist auf dem Gebiet der Projektorchester überhaupt angesagt: So sei etwa Margarethe Hlawa, die Konzertmeisterin des Halleiner Kammerorchesters, schon drei Mal als Konzertmeisterin bei einem Orchesterprojekt Danzmayrs dabei gewesen: „Auch da gibt es ein gutes Miteinander. Sie hat auch schon Leute ins Orchesterprojekt gebracht.“ Je größer der Pool für gemeinsame Projekte von qualifizierten Amateuren und Profis, umso besser für die Sache - die Musik.

Die "24. Paul Hofhaimer Tage. Festival für Alte Musik & Neue Töne" finden von 28. Mai bis 5. Juni in Radstadt statt. Veranstalter ist der Kulturkreis DAS ZENTRUM. Programm und Info: www.daszentrum.at
Bild: DAS ZENTRUM

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014