Auf Hieb, Stich und Schuss
BURG HOHENWERFEN / „VOM HAUDEGEN ZUM SCHIESSPRÜGEL“
10/05/10 Schwert, Säbel, Degen: Man braucht man kein alter Haudegen zu sein, um diese Dinge auseinander halten zu können. Aber was ist ein „Palasch“ oder gar ein „Rapier“? Und warum gibt es „Faschinenmesser“, von denen einige eher an einen Fuchsschwanz aus einer Tischlerwerkstatt als an eine Waffe erinnern?
Von Reinhard Kriechbaum
„Burg und Waffen, das gehört zusammen“, sagt Peter Meikl, der Verwalter der Erlebnisburg Hohenwerfen. Ab sofort ist man in Hohenwerfen wieder ordentlich bewaffnet, zumindest auf fünf Jahre, vielleicht auch länger. Mit dem aus Deutschlandsberg (Steiermark) stammenden, in Landshut lebenden Privatsammler Peter Müller hat man nämlich ein Arrangement getroffen. Und so kann man nun am Beispiel von 260 Stücken im ehemaligen Zeughaus der Burg die Entwicklung der Blankwaffen (also Hieb- und Stichwaffen) und der Feuerwaffen bis ins frühe 19. Jahrhundert vorzeigen.
Als die Burg Hohenwerfen noch als Verteidigungsanlage in Gebrauch war – also bis in die napoleonischen Kriege – lag im Zeughaus der Festungsanlage stets die Ausrüstung für mindestens achtzig Mann Besatzung bereit. Später, von 1898 bis zum Burgbrand 1931, verwahrte der Habsburger Erzherzog Eugen hier seine Waffensammlung. Hier gehören also tatsächlich Waffen hin: Aber zu unserer Zeit natürlich nicht einfach so. Deshalb erinnern Bildschirmtexte und Zitate auf Leinwänden daran, dass der Waffengebrauch eigentlich nicht einmal die zweitbeste Wahl ist. „Jeder Krieg ist eine Niederlage des Menschlichen Geistes“, schrieb zum Beispiel Henry Miller.
Ganz so ist es nicht, denn aus einem anderen Zitat erfährt man sinngemäß, dass gescheite Leute Waffen erdenken (und damit handeln) – die Dummen seien diejenigen, die sie gebrauchen. Die Pädagogik kommt in der neuen Sonderschau also nicht zu kurz.
Mit hochstehendem Kunsthandwerk haben Waffen natürlich auch zu tun, und mit Erfindungsgeist auch. „Vom Haudegen zum Schießprügel“ - so das Motto der Schau – trifft den Inhalt nicht genau, denn in Wirklichkeit endet die Präsentation so ungefähr mit der Erfindung des Repetiergewehrs. Da konnte man also erstmals mehrere Patronen auf einmal einlegen und entsprechend oft abdrücken. Optisch ist die Schau dem Zeughaus mit seinen Holz-Zwischendecken und den ebenfalls für die Präsentation genutzten Umgängen sehr schön eingeschrieben. Die Vitrinen wurden eigens angefertigt. Sie sind natürlich genau auf den Raum abgestimmt.
Man habe die Schau aus Eigenmitteln finanziert und rund 200.000 Euro aufgewendet, sagt Maximilian Brunner, der Geschäftsführer der Salzburger Burgen und Schlösser. Hohenwerfen als „Erlebnisburg“ sei ja ein Betrieb, der sich selbst trägt und nicht dem Steuerzahler auf dem Börsel liegt. Die Burg hofft man jedenfalls noch ein Stück attraktiver zu machen mit dieser Waffenausstellung. Derzeit kommen rund 145.000 Besucher pro Jahr. Für mindestens fünf Jahre läuft der Vertrag mit dem Privatsammler, der die Schaustücke im Winter wieder heim holt und selbst wartet.
Und was genau ist nun ein „Palasch“? Eine Hieb- und Stichwaffe für Reiter. „Rapier“ bezeichnet eine Sonderform des Degens. Und mit dem „Faschinenmesser“ war die Infanterie ausgerüstet – es sind Mehrzweckgeräte, mit denen man kämpfen, die man aber auch als Arbeitswerkzeug einsetzen hat können. Das handlichere, weil gewiss zehn Mal kleinere Schweizermesser war ja noch nicht erfunden.