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Ganz gewiss kein Aschenputtel

IM PORTRÄT / MIRGA GRAŽINYT?-TYLA

28/01/14 „Bitte die junge Dame unbedingt wieder ans Camerata-Pult holen, die Chemie stimmt!“, schrieb DrehPunktKultur nach dem Konzert im April 2012, das Mirga Gražinyt?-Tyla den Young Conductors Award der Salzburger Festspiele einbrachte. Nun ist sie designiert als Musikdirektorin des Salzburger Landestheaters.

Von Reinhard Kriechbaum

095„Im Sturm“ habe sie die Herzen des Mozarteumorchesters erobert – so Landestheater-Intendant Carl Philip von Maldeghem über die die 27jährige Litauerin. Mit Aschenputtel – Rossinis „La Cenerentola“ – hat sie die Verantwortlichen für die Nachbesetzung der Stelle (Leo Hussain scheidet mit Ende dieser Saison aus) für sich eingenommen. Aber die junge Dame mit dem auffallend gepflegten Deutsch ist selbst gewiss kein Aschenputtel, sondern geht ihren künstlerischen Weg zunehmend im Licht der (auch internationalen) Öffentlichkeit. Der „Young Directors Award“ 2012, der ihr ein Festspielkonzert mit dem Gustav Mahler Jugendorchester einbrachte, kam wohl gerade recht in dieser deutlich aufstrebenden Karriere.

Im Jahre 2009 wurde sie in das Dirigentenforum des Deutschen Musikrates aufgenommen und gab bereits im darauffolgenden Jahr ihr Operndebüt mit „La Traviata“ am Theater Osnabrück. Mit der Saison 2011/12 wurde sie für zwei Spielzeiten als Kapellmeisterin beim Theater und Orchester Heidelberg verpflichtet. Seit Beginn der Spielzeit 2013/2014 ist Mirga Gražinyt?-Tyla Erste Kapellmeisterin am Konzert Theater Bern, wo sie unter anderem in der Tanztheaterproduktion „ZERO“ sowie in „La Traviata“ und „Das schlaue Füchslein“ zu erleben ist.

Es wird für die In eine Musikerfamilie in Vilnius (Litauen) geborene Dirigentin ein gleitender Übergang in den Salzburger Job: In der kommenden Saison – eine „Übergangsspielzeit“ – wird sie zum Auftakt Mozarts „Zauberflöte“ leiten und dann eine neue Oper von Hossam Mahmoud mit Titel „Tamarrod“ aus der Taufe heben. Ab Sommer 2015 ist sie dann, für vorerst zwei Jahre, als Musikdirektorin fest ans Haus gebunden.

094Mirga Gražinyt?-Tyla hat Chor- und Orchesterdirigierens an der Grazer Universität für Musik und darstellende Kunst studiert (bis 2007). Anschließend vertiefte sie ihre Studien am Konservatorium in Bologna sowie an der Musikhochschule Leipzig und an der Zürcher Hochschule der Künste.

In der vergangenen Saison nahm sie Einladungen  u. a. beim Danish National Symphony Orchestra und der Camerata Salzburg wahr, und sie war einer der Dudamel Fellowships beim Los Angeles Philharmonic. Dies bescherte ihr nicht nur einen Auftritt in der Jugendkonzertreihe des Orchesters, sondern auch die Gelegenheit, als Einspringerin ein reguläres Abonnementkonzert mit Emanuel Ax als Solisten zu dirigieren. Im Sommer 2013 leitete sie ein Sinfoniekonzert an der Komischen Oper Berlin mit dem Solisten Gidon Kremer, der sie bereits zuvor für eine Tournee mit seinem Orchester Kremerata Baltica im Frühjahr 2014 verpflichtet hatte.

Zukünftige Engagements führen Mirga Gražinyt?-Tyla u.a. wieder zum Orchester der Komischen Oper Berlin, zum Beethovenorchester Bonn und zum Los Angeles Philharmonic Orchestra, zur Kremerata Baltica, mit dem Wiener Kammerorchester an das Wiener Konzerthaus, zum Orchestre de Chambre de Lausanne, zum Philharmonischen Orchester Vilnius, zum Chor des Bayerischen Rundfunks München, zum Seattle Philharmonic und zur Tapiola Sinfonietta.

Trotzdem: Salzburg werde ihre musikalische Heimat sein, kündigte die designierte Musikdirektorin des Landestheaters an – und genau das ist schließlich auch die Erwartung, die der Intendant in die junge Musikerin setzt: „Ich möchte, dass es jemanden gibt, den das Mozarteumorchester ernst nimmt als stilbildenden Dirigenten für die Oper.“ Mirga Gražinyt?-Tyla hat starkes Profil gezeigt in den bisherigen Salzburger Konzerten (mit der Camerata Salzburg und mit dem Gustav Mahler Jugendorchester bei den Festspielen)

DrehPunktKultur-Besprechungen von Salzburger Konzerten und der Doku-CD von Mirga Gražinyt?-Tyla:
Die Erste in einem kollegialen Netzwerk
; Überromantisch; Eine schöne Bestätigung
Bilder: dpk-krie
Zur Meldung Frauenpower

 

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