Schau ma mal, dann seh’ ma schon
IM PORTRÄT / HANS LANDESMANM ZUM 80er
29/02/12 Nicht nur in Salzburg oder Wien hat Hans Landesmann Festivals geleitet, gegründet oder umgekrempelt. Dass Werke von Webern, Berg und Schönberg – wie auch von zeitgenössischen Komponisten - heute ebenso selbstverständlich in „klassischen“ Konzerten erklingen, wie auf Spezial-Festivals, ist maßgeblich dem großen Musikvermittler und Musikmanager zu verdanken.
Von Heidemarie Klabacher
Hans Landesmann feiert morgen Donnerstag, 1. März, seinen 80. Geburtstag. Am Freitag, 2. März, ehren das Wiener Konzerthaus und das Klangforum Wien den ehemaligen Generalsekretär der Wiener Konzerthausgesellschaft mit einem Geburtstagskonzert: Das Klangforum Wien spielt Werke von Furrer, Ligeti und weiteren Komponisten des 20. und 21. Jahrhunderts. „Neue Musik“ eben.
Wobei gerade dieser zentrale Begriff auch schon in die Schusslinie von Hans Landesmanns scharfen Analysen geraten ist: In seinen - von Karl Harb aufgezeichneten - Erinnerungen „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum“ spricht Landesmann von Friedrich Cerha als „Ohrenöffner zur Neuen Musik“ um im nächsten Satz auch schon ironisch fort zu fahren: „Wobei dieser Begriff schon durch die Großschreibung des Adjektivs eine komische Note erhält, als sei er als Warnhinweis gedacht, hier könnten Töne folgen, die nicht für eine größere Zuhörerschaft gedacht seien, die sich nur an Eingeweihte richteten.“
Wenn es denn so war – Hans Landesmann trug und trägt dazu bei, dass es anders wurde. Die ungeliebten zeitgenössischen Alibi-Stücke in pflichtschuldigen Sandwich-Programmen sind bei den Veranstaltern längst ins Zentrum durchdachter Konzert-Dramaturgen gerückt.
Hans Landesmann habe schon in jungen Jahren mit seinem Pioniergeist beim Aufbau der hiesigen Musikszene nach dem Zweiten Weltkrieg mitgeholfen, schreibt das Wiener Konzerthaus in der Einladung zum Geburtstagskonzert: „Als Generalsekretär des Wiener Konzerthauses in den Jahren 1978–84 setzte er wesentliche Akzente. Die Gründung des Gustav Mahler Jugendorchesters und des Festivals Wien Modern in den Achtzigerjahren, das sich binnen Kürze zu einem der wichtigsten zeitgenössischen Musikfestivals entwickelte, wäre ohne seine Initiative nicht denkbar gewesen. Sein Gespür für Innovation und der Mut zu Neuem machten Hans Landesmann auch zu einem herausragenden musikalischen Leiter der Salzburg Festspiele, der Wiener Festwochen und zuletzt der von ihm gegründeten Salzburger Biennale.“
Dank nach Wien für die Erinnerung. Tatsächlich ist auch das jüngste Festival in der Zeitgenössischen Szene Salzburgs ein Kind Hans Landesmanns: „Dass meine Wege nach den Wiener Festwochen wieder nach Salzburg zurückführen würden, war nicht geplant“, heißt es in seinem Buch. „Obwohl: Meine Verankerung in dieser Stadt war und ist ziemlich fest. Ich arbeite im Kuratorium der Stiftung Mozarteum, ich bin den Freunden der Salzburger Festspiele verbunden, und ich finde es immer wieder erstaunlich, welch reichhaltiges pulsierendes Kulturleben in einer so kleinen Stadt möglich ist.“
Der Bürgermeister habe ihm den Auftrag gegeben, und habe damit begonnen, Musiker und Institutionen zu sammeln, die sich in Salzburg auf hohem Niveau der Erarbeitung zeitgenössischer Musik widmeten, „im Einzelnen zwar qualitativ hervorragend, aber nicht effektiv und schlagkräftig genug für eine größere Öffentlichkeit“. Seine Überlegung für ein neues Festival fasst Landesmann so zusammen: „Wenn man diese Kräfte bündeltet, die Universität Mozarteum, die Stiftung Mozarteum – die unter ihrem Geschäftsführer Stephan Pauly zunehmen unkonventionelle Ideen der Programmgestaltung vertrat – oder das hervorragende Österreichische Ensemble für Neue Musik, könnte etwas gelingen, das die Salzburger Szene der Neuen Musik in breiteren Kreisen verankern würde.“ Das Festival ist verankert. Hans Landesmanns Blick bleibt, wie im Schlusswort seines Buches angekündigt, offen: "Schau ma mal, dann seh' ma schon."