Größte Kompetenz und größte Bescheidenheit
IM PORTRÄT / MANFRED MITTERMAYER
23/11/17 Experten gibt es viele. Nur wenige wissen von ihrer Arbeit so zu erzählen, dass auch „Fernstehende“ in den Bann der Materie gezogen werden. Manfred Mittermayer ist einer von ihnen. Wenn er über Bücher – oder auch Filme spricht – beginnt das Staunen. Vom Kulturfond der Stadt erhielt der Thomas Bernhard-Experte den Internationalen Preis für Wissenschaft und Forschung.
Manfred Mittermayer ist Literaturwissenschaftler und Autor, zugleich aber auch ein außer gewöhnlicher Literaturvermittler. Im Zentrum seiner Forschungsarbeit und zahlreicher Publikationen steht seit vielen Jahren der Schriftsteller Thomas Bernhard. Seine 2015 im Residenz Verlag erschienene umfassende Bernhard-Biographie hat internationale Aufmerksamkeit hervorgerufen. Als Mit-Herausgeber war Manfred Mittermayer maßgeblich an der 22-bändigen Werkausgabe des Suhrkamp Verlags beteiligt.
Das Leben und Werk Bernhards bildet auch einen Arbeitsschwerpunkt des Literaturarchivs als Forschungszentrum von Universität, Stadt und Land Salzburg. Unter der Leitung von Manfred Mittermayer werden Vor- und Nachlässe von Autorinnen und Autoren mit Salzburg-Bezug gesammelt und wissenschaftlich erschlossen. Herausragend unter den Beständen sind der Teilnachlass Stefan Zweig und der Teilvorlass Peter Handke.
Neben den Kernaufgaben nimmt das Literaturarchiv durch Führungen, Vorträge, Ausstellungen und Workshops auch eine kulturelle Vermittlerfunktion in Salzburg ein. Mit der Gestaltung von mehreren, zum Teil international präsentierte
n Ausstellungen zu Thomas Bernhard, Peter Handke, Karl Markus Gauß und Frank Wedekind bringt Manfred Mittermayer seit vielen Jahren die neuere österreichische Literatur und ihre Protagonisten einem breiten Publikum nahe, genauso wie als Co-Intendant der Rauriser Literaturtage.
Die Historikerin Sabine Veits-Falk über Manfred Mittermayer: „Als Literaturvermittler versteht es Manfred Mittermayer, literatur- und kulturwissenschaftliche Inhalte einer breiten Öffentlichkeit begreifbar und spannend zugänglich zu machen, sei es durch Ausstellungen oder als Co-Leiter der Rauriser Literaturtage, als Filmkommentator, Vortragender und Gesprächsleiter. All diese Kompetenzen bündelt er als Leiter des Literaturarchivs, das er und sein Team als wertvollen Wissensspeicher in der Stadt Salzburg positionieren.“ Sie persönlich schätze an Manfred Mittermayer seine engagierte Teamarbeit, seinen klugen, subtilen Humor und dass er seine beeindruckenden Fähigkeiten nicht in den Vordergrund stellt“.
Einen bescheideneren und unaufgeregteren Experten, als den 1959 in Ottensheim geborenen Manfred Mittermayer wird man tatsächlich nicht so oft finden. Mittermayer studierte Germanistik, Anglistik und Philosophie in Salzburg. 1987 promovierte er sub auspiciis mit einer Dissertation über Thomas Bernhard, der ihn seither begleitet. Als Lehrbeauftragter für Neuere Deutsche Literatur ist er seit 1984 am Institut für Germanistik der Universität Salzburg tätig. Ein zweiter Schwerpunkt seiner Unterrichtstätigkeit ist Deutsch als Fremdsprache. Literaturwissenschaft lehrte er auch an der Bowling Green State University Ohio. Seit 2002 steht er zudem als Resident Director des Campus Salzburg dem Partnerschaftsprogramm der Paris Lodron Uni versität mit dieser US-Universitität vor.
Von 2005 bis 2012 war Manfred Mittermayer Mitarbeiter des Ludwig Boltzmann Instituts für Geschichte und Theorie der Biographie. Im April 2012 übernahm er die Leitung des neu eingerichteten Literaturarchivs Salzburg, ein Jahr später zudem zusammen mit Ines Schütz die Intendanz der Rauriser Literaturtage. (InfoZ/dpk-klaba)
Bilder: Stadt Salzburg; Stadt Salzburg/Doris Wild (1)