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Aus dem Leben eines Unermüdlichen

IM PORTRÄT / HEINZ ERICH KLIER

02/02/17 "Der Hunger war da, aber die Leute konnten sich die Konzerte nicht leisten. Die größte Investition war ein Kühlschrank und man träumte vom 'Topolino'." Das war die Zeit, als Heinz Erich Klier den "Konzertring" der Salzburger Kulturvereinigung ins Leben rief.

Von Reinhard Kriechbaum

Vor neun Jahren hat sich Klier nach 58 Jahren von der Spitze der Kulturvereinigung zurückgezogen. Aber man trifft ihn, jetzt vitaler und aktiver Vizepräsident des Vereins, nach wie vor tagtäglich in seinem Büro im Traklhaus an. Morgen Freitag (3.2.) wird Heinz Erich Klier 90 Jahre alt. Fast sechs Jahrzehnte lang wachte er über die Geschicke der Kulturvereinigung. 1951, als 24jähriger, hat der promovierte Germanist deren Management übernommen. In seinem ersten Amtsjahr gab's auch den ersten Theaterring (Betriebsabonnement), den der damalige Kulturverinigungspräsident und spätere Festspielpräsident Josef Kaut initiiert hatte. Im Jahr darauf die erste große Gründung Kliers: der Konzertring, der zwei Saisonen lang in der großen Aula eine Heimstatt fand und 1954 ins damalige (kleine) Festspielhaus übersiedelte. "Tausend Plätze mehr als in der Aula - aber ich konnte sie füllen", erinnert sich der Jubilar. Natürlich wurde die Kulturvereinigung dann 1960 erster "Dauermieter" im Großen Festspielhaus, "noch vor dem Adventsingen", wie Klier anmerkt. "Deshalb wurde auch eine Heizung eingebaut, was Architekt Clemens Holzmeister gar nicht vorgesehen hatte für dieses 'Sommerhaus'."

58 Jahre lang prägte Heinz Erich Klier die Salzburger Kulturvereinigung und er hat Menschen sonder Zahl den Weg zur Kultur, ins Landestheater und in die festspielhäuser, geebnet. Neben seiner Arbeit für die Kulturvereinigung hatte er immer auch einen "Brotberuf": Von 1959 bis 1964 leitete er das Kartenbüro der Festspiele, ab 1964 bis zur Pensionierung 1992 war er Leiter des Kulturamtes bzw. der Kultur- und Schulverwaltung der Stadt Salzburg. Über drei Jahrzehnte lang (bis 2002) wachte er ehrenamtlich über den Kulturfonds der Stadt Salzburg.

Seit den siebziger Jahren gibt es drei Konzertringe. An die Einführung der dritten Reihe - "Welt der Musik" - knüpft sich für Klier eine besonders schöne Erinnerung: Er programmierete einen Beethoven-Symphonienzyklus und lud unter anderem die Leningrader Philharmonie unter Jewgenij Mrawinskij ein. Und der wollte partout nicht Beethoven, sondern Prokoffjef dirigieren! Wer Klier kennt, der ahnt schon: Mrawinskij ließ sich erweichen. "Ich habe ihre traurigen Augen im Kopf", habe ihn der russische Dirigent schließlich wissen lassen - und dirigierte Beethovens "Fünfte" und die "Sechste".

Das war übrigens der Beginn einer persönlichen Freundschaft zwischen Klier und Jewgenij Mrawinskij. "Er hat mich ins damalige Leningrad eingeladen", erinnert sich Klier, ich war sogar bei ihm zu Hause, einer schönen Wohnung an der Newa, zu Gast."

Klier erzählt von Dirigenten wie Pierre Monteux und beschreibt das Faszinosum, „einem Menschen gegenübergestanden zu sein, der 1913 Strawinskijs 'Sacre du Printemps’ aus der Taufe gehoben hat“.

Der Ruf Kliers als großem Sparmeister gipfelt in jener immer wieder erzählten Geschichte, da er mit Herbert von Karajan verhandelte: Zun 25-Jahre-Jubiläum der Kulturvereinigung wünschte sich Klier ein Konzert der Berliner Philharmoniker unter dessen Leitung. Der Maestro: „Wie viel können Sie eigentlich zahlen?“ Klier nannte 200.000 Schilling, darauf Karajan: „Da müsste ich ja gratis dirigieren.“ Klier erinnerte den Maestro daran, dass er ja schließlich eben erst die Ehrenbürgerschaft seiner Geburtsstadt entgegengenommen hatte – und Karajan verzichtete tatsächlich aufs Honorar!

Immerhin fünf Mal waren die Wiener Philharmoniker bei der Kulturvereinigung (u.a. unter Aram Katschaturian, Erich Leinsdorf und Karl Böhm). Die Leningrader (St. Petersburger) Symphoniker waren ebenso eingeladen wie das London Symphony Orchestra, die Staatskapelle Dresden, das Leipziger Gewandhausorchester und natürlich die Wiener Symphoniker.

In den ersten Jahrzehnten nach dem Krieg ging es darum, Menschen in einer Zeit des Mangels zur Kultur zu bringen. „Ich glaube schon, dass es mir gelungen ist, neues Publikum zu gewinnen.“ 1972 hat Klier die „Salzburger Kulturtage“ gegründet, jenes Herbst-Festival, dessen origine Absicht es war, die Vielfalt des Salzburger Angebotes zu vermitteln, zu bündeln. 1970 griff Klier eine Idee von Oscar Fritz Schuh auf und initiierte das Salzburger Straßentheater. 1973 hat er sich stark gemacht für die Einrichtung der Georg Trakl Forschungs- und Gedenkstätte im Geburtshaus des Dichters am Waagplatz, wo ja auch die Kulturvereinigung ihr Büro hat. Den Grundstein legte Klier in den Sechzigerjahren mit dem Erwerb von Autographen, Briefwechsel, Fotos und Büchern aus dem Nachlass von Georg Trakl, mit dem er übrigens den Geburtstag teilt.

Bilder: dpk-krie

 

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