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Auf zum Schihaserl-Flashmob!

GLOSSE

Von Reinhard Kriechbaum

22/01/21 Als Kommentar- oder Glossenschreiber steht man in diesen Tagen auf hoffnungslos verlorenem Posten. Man glaubt, Dinge ziemlich drastisch zugespitzt zu haben. Doch am nächsten Tag schon zeigt sich, dass die Wirklichkeit den tollkühnsten Formulierungen davon galoppiert.

Wie oft haben wir in den vergangenen Wochen eigentlich vom großen Rätselraten im Lande lesen müssen: Wieso bloß hat ausgerechnet Salzburg so hohe Inzidenzzahlen? Nicht erst der aktuelle Skilehrer-Cluster in Flachau bringt uns da auf eine Idee...

Gestern Donnerstag (21.1.) abends lautete dort der Stand: 29 positive Fälle. 152 Leute sind da also seit Weihnachten in Flachau auf Schulung. Die potentiellen Skilehrer kommen unter anderem aus Großbritannien und den Niederlanden. Seither atmen und schnaufen sie in unseren Gondeln, die auch von arglosen einheimischen Skifahrern benutzt werden. Fröhlicher Kugelviren-Tausch durch nassgeschwitzte, damit wirkungslose FFP2-Masken. Kontakt-Tracing so gut wie unmachbar.

Wir erinnern: Unmittelbar nach Weihnachten, just als die hoffnungsvollen Skilehrer-Lehrlinge anreisten, wurde über uns Einheimische der „harte“ Lockdown verhängt. Geschäfte sind seither geschlossen. Die Kultur ist nach zwei Monaten Stillstand weiterhin in die Warteschleife gehängt. Die Kinder sind ins Homeschooling verbannt.

Aber ein bisserl was geht glücklicherweise immer: Skilehrer-Lernen zum Beispiel. Wenn das kein unaufschiebbarer Berufs-Grund ist...

Es wäre hoch an der Zeit, dass Kulturschaffende und Publikum sich organisieren. Der Dachverband Salzburger Kulturstätten könnte das locker einfädeln, und die Kulturveranstalter haben auch genügend Kunden-Dateien zum Mobilisieren. Geht man das gezielt und einigermaßen kurzfristig an, wäre die Gefahr gering, dass sich tumbe Coronaleugner, demokratiefeindliche Rechte und Verschwörungstheoretiker unter die Menge mischen. Die wollen an „Kulturverliebten“ sowieso nicht anstreifen.

Wir empfehlen einen Schihaserl-Flashmob. Skischuhe anziehen und mit festem Trampelschritt in Richtung Chiemseehof marschieren. Die Ski zu schultern ist zwar unkommod, aber so ergeben sich die vorgeschriebenen Abstände wie von selbst. Und unbedingt heftig mit den Stöcken fuchteln! Das sollte schon Eindruck machen. Der Skisport gilt ja als heilig in unserem Land. Wenigstens auf diesem Ohr hören die Politiker sehr, sehr gut.

PS: Damit's nur ja keiner in die falsche Kehle bekommt - angesagt wäre nicht ein Protest gegen Corona-Maßnahmen, sondern gegen kontraproduktive, ja gefährliche Corona-Maßnahmen-Ausnahmen. Und wenn's gar nichts bewirkt: Skiausrüstung behalten und beruflich umsatteln. Ist ein echt krisensicherer Job. Am besten gemeinsam mit Niederländern in Obertauern professionell Stemmbogen üben. Und abends dann im Gasteinertal gemeinsam einen heben auf den erfolgreichen Tag im Schnee.

2. PS: Nachdem ein Funktionär des Skilehrerverbandes am Vortag noch vollmundig erklärt hatte, dass er sich absolut nicht erklären könne, wo das Virus in Flachau herkommen könnte, hat man heute Freitag (22.1.) doch die Notbremse gezogen: Vorerst keine Skilehrerkurse mehr im Bundesland. Spät kommt die Einsicht. Und am Sonntag (24.1.) wird die Flachauer Bevölkerung breit durchgetestet. Die Kosten tragen nicht die Verursacher, also die Profiteure der Skilehrerkurse, sondern die Steuerzahler...

 

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