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Trallalala lalala lalala lalala!

GLOSSE

Von Reinhard Kriechbaum

23/10/20 Wenn heute Freitag im Tiroler Landestheater der Vorhang aufgeht, wird sich das Publikum die Augen reiben (sofern es nicht die lokalen Zeitungen gelesen hat): Der Freischütz wird ohne Chor auskommen müssen, denn dieser wurde in Quarantäne geschickt.

Wir haben es in diesem Fall nicht mit Spätfolgen von Ischgl zu tun. Sehr wohl aber mit ausuferndem Halligalli. Die Jäger im Freischütz sind ja, wie wir im Ohr haben, keine Kinder der Traurigkeit: „Was gleicht wohl auf Erden dem Jägervergnügen? / Wem sprudelt der Becher des Lebens so reich?“ Da haben wir's, die Jägerei hatte auch schon in der deutschen Romantik ganz ursächlich mit Alkoholkonsum zu tun. „Ist fürstliche Freude, ist männlich Verlangen, / Erstärket die Glieder und würzet das Mahl.“ Von Abstand halten, Händewaschen und Gesichtsmasken tragen keine Rede, von vorverlegter Sperrstunde auch nicht. „Diana ist kundig, die Nacht zu erhellen; / Wie labend am Tage ihr Dunkel uns kühlt!“

Aber es kommt noch schlimmer: „Tönt freier und freudiger der volle Choral: Trallala! Trallala! Trallalala lalala lalala lalala!“ Dass da keiner vorausschauend an die Aerosole gedacht hat. Der Freischütz gehört unbedingt auf die rote Liste, in Zeiten wie diesen.

 

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