Der Himmel über dem Fußballfeld
GLOSSE
Von Werner Thuswaldner
28/10/20 Einige der Fußballer legen, bevor sie das Spielfeld betreten, eine kleine religiöse Übung ein, fallen zu Boden und bekreuzigen sich. Überirdische Mächte werden angerufen, sie mögen das bevorstehende Match günstig beeinflussen. Über den Erfolg dieser Appelle ist nichts bekannt.
Viele Spieler in den diversen Mannschaften kommen aus verschiedenen Kulturkreisen. Vertreter unterschiedlicher religiöser Bekenntnisse sind auf dem Rasen hinter dem Ball her. Müssten dazu nicht auch noch die Schiedsrichter berücksichtigt werden?
Im Verlauf des Spiels kommt es dann nach geglückten Aktionen zu Danksagungen, die auf verschiedene Weise zelebriert werden. So ist etwa zu sehen, wie ein Spieler nach gelungenem Tor auf die Knie geht. In der Vorwärtsbewegung ein Stück entlangrutscht und dann den Kopf in den Rasen bohrt. Momente des Innehaltens folgen, während denen der Spieler vermutlich jenen überirischen Mächten dankt, die er am Beginn des Spiels angerufen hat. Häufig ist auch zu sehen, wie der Spieler mit beiden Zeigefingern, denen sein Blick folgt, nach oben weist.
Es könnte also sein, dass es nicht bloß um eine Auseinandersetzung in einem Spiel geht, sondern darum, welcher Religion mehr zu vertrauen ist.
Noch ist es nicht so, dass Geistliche sich einmischen. Es kommt nicht vor, dass sie den Ball oder die Spieler vor den Ankick unter Zuhilfenahme von Weihrauch und -wasser segnen. Das war im Ersten und im Zweiten Weltkrieg noch ein bisschen anders. Für die Optik wäre es allerdings schon von Vorteil, wenn der Klerus mit seinen eindrucksvollen Ornaten präsent wäre.
Es könnte also einiges geschehen, um der religiösen Note einen würdigeren Ausdruck zu geben. Kleine Kapellen und Andachtsräume am Spielfeldrand beispielsweise. Hier könnten auch Geistliche aktiv werden. Freilich sollte - wegen der nötigen Spielunterbrechung – die Ausschmückung der kleinen Feierlichkeit am Rande, etwa mit Rosenkränzen oder orientalischen Gesängen nicht ausufern.