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Ab sieben braucht's ein Placet

KOMMENTAR

Von Reinhard Kriechbaum

19/10/20 Heute Montag also hat auch die Regierungsspitze gesprochen. Die für Kulturveranstaltungen entscheidende Botschaft: Indoor sind fürderhin nur Treffen von sechs Menschen gestattet, alles was drüber ist, muss der Gesundheitsbehörde bekannt gegeben werden und braucht entsprechende Sicherheitsvorkehrungen. Damit sind wie bisher bis zu tausend Gäste möglich.

Den Mund-Nasenschutz wird man künftig im Konzertsaal oder im Theater, in Galerien, Museen und Kinos auch während der Vorstellungen nicht abnehmen dürfen. Ausschließlich zugewiesene Sitzplätze und kein Essen – das ist ohnedies so gut wie Routine geworden.

Sind das nun weniger gute oder echt schlechte Botschaften? Die Verunsicherungen in der gesamten Branche, von Großveranstaltern bis hinunter zu den allerkleinsten „Krabblern“ sind nach wie vor nicht beseitigt, denn was Sebastian Kurz und seine Kollegen Kogler, Anschober und Nehammer im heutigen Pressegespräch (19.10.) in Wien verkündet haben, sind nur Minimal-Maßnahmen. Die Absicht ist leicht durchschaubar: Der Schwarze Peter wird den Landeshauptleuten und den regionalen Behörden zugespielt. Sie müssen, wo nötig, in ihrem engeren Umkreis nachschärfen. Die türkis-grüne Staatsführung will keine Sympathien mehr aufs Spiel setzen.

Die Auswirkungen der neuen Corona-Welle sind jedenfalls deutlich zu spüren. Ein paar ganz unterschiedliche Beispiele aus Salzburg in den letzten Stunden: Die Stiftung Mozarteum sagt alle Führungen in den Mozart-Museen bis Ende Oktober vorsorglich ab. Das oenm, das am 22. Oktober ein Konzert im Solitär des Mozarteums gegeben hätte, darf diesen nicht nutzen, weil die Universität Mozarteum veranstaltungsmäßig dicht gemacht hat. Und die Philharmonie Salzburg, die sich im Großen Festspielhaus Beethovens Neunte vorgenommen hätte? Auch für dieses Orchester ist bis Ende Oktober erst mal generell Sendepause, dann wird emsig nachgeholt. Aber die Neunte? Die denn doch nicht. Man wolle einen „Beitrag dazu leisten, dass sich die COVID-19-Fallzahlen, die sich in den letzten Wochen wieder deutlich verschlechtert haben, nicht weiter verschlechtern“, so Elisabeth Fuchs. „Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, anstatt Beethovens neunter Symphonie mit Chor, Gustav Mahlers erste Symphonie aufzuführen. Durch diese Programmänderung stellen wir sicher, dass wir unter hundert Mitwirkende auf der großflächigen Bühne des Großen Festspielhauses haben.“ Der neue Termin ist übrigens der 3. Dezember – bis dahin kann sich noch viel ändern, zum Besseren wie zum Schlechteren.

Die vergangenen Wochen und Monate zeigten: Es fehlt jedenfalls nicht am Willen der Kulturschaffenden, zu machen, was mit Blick auf Infektionsgefahren machbar und nur irgendwie organisatorisch und finanziell zu stemmen ist. Dabei gilt: Je kleiner der Veranstalter, desto schwieriger wird es. Eine kleine Theatergruppe in der freien Szene, ein Ensemble wie das oenm – da kommt man raumtechnisch und logistisch ganz rasch an Grenzen. Und dann ist die Sechs-Personen-Grenze (oder zwölf Leute im Freien) rasch eine Hürde. Im Überlebenskampf bleibt nicht unbedingt Energie, sich auch noch behördlichen Genehmigungen nachzulaufen.

„Das Leben soll weitergehen“, sagte Vizekanzler Kogler im heutigen Pressegespräch hinsichtlich der Veranstaltungen. Der Hilfsfonds für Veranstalter, Ausfallshaftungen und dergleichen würden „mindestens bis Jahresende fortgesetzt“. Ein wenig mehr Großzügigkeit täte man sich für die Kultur wünschen. Um Koglers Beispiel zu zitieren: Fußball spielen auch zwei Mal elf Leute gegeneinander – und das ist auch jetzt noch möglich.

Auf die Eigenverantwortung dürfte man im Kultur-Umfeld (auch beim Publikum!) viel eher vertrauen als in anderen Bereichen. Dazu Werner Kogler übrigens so pragmatisch wie eindringlich: „Mehr Disziplim abends und am Wochenende stellt sicher, dass Kinder unter der Woche in die Schule gehen dürfen.“ Das möchte man so manchem maskenlosen Anti-Corona-Protestierer ins Stammbuch schreiben.

 

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