Dreißig Silberlinge
STICH-WORT
13/04/17 Jenen Leuten, die sich einen Besuch der Osterfestspiele und womöglich auch einen Einkauf auf der Art & Antique leisten können, wird man eine gewisse Beziehung zum Geld nicht absprechen können.Jenen mit einer Grundneugier für Geldeswert sei ein Besuch in der Bibelwelt empfohlen, wo gerade die Ausstellung „Die Bibel und das liebe Geld“ läuft.
Dreißig Silberlinge – so beschreibt es die Schrift im Evangelium nach Matthäus 26,15 – war das Preisgeld, das die Priester aus dem Tempelschatz für die Information zahlten, wo sie Jesus ohne großes Aufsehen gefangen nehmen konnten, nämlich an einer von ihm öfters aufgesuchten Gebetsstelle im Garten Getsemani.
Welchen Geldeswert und was für Münzen darf man sich vorstellen unter den dreißig Silberlingen? Da das Geld wohl aus der Tempelkasse stammte, dürfte es sich um Schekel (Tetradrachmen aus Tyros) gehandelt haben. Die Tetradrachmen/Schekel galten als die Leitwährung des Tempels. Drei Exemplare aus unterschiedlichen Prägungszeiten werden noch bis Mitte September in der Bibelwelt gezeigt.
Und warum genau dreißig Münzen? Diese Summe haben die Hohepriester nicht zufällig gewählt, sie entspricht einer Anweisung im Zweiten Buch Mose (Exodus 21,32). Dort heißt es: „Stößt es (das Rind) aber einen Sklaven oder eine Sklavin, so soll der Besitzer ihrem Herrn dreißig Lot (= Schekel) Silber geben …“ Dreißig Silberlinge galten also als der Gegenwert für ein Menschenleben.
Die Bibel überliefert zahlreiche Geldgeschichten, beispielsweise vom Opfer der armen Witwe, dem Gleichnis von der verlorenen Drachme oder der Bezahlung der Arbeiter im Weinberg. Jesus diskutierte mit seinen Jüngern darüber, ob man Steuern bezahlen soll oder nicht. „Wer das Geld liebt, bekommt vom Geld nie genug“, dieser Weisheitsspruch aus dem Buch Kohelet des Alten Testaments beschreibt recht gut die kritische Sicht der Bibel zum Umgang mit Geld.
Warum erfüllte der Jerusalemer Tempel auch Funktionen einer Bank? Was machte die Zöllner so unbeliebt? Und wie teuer war das Leben damals überhaupt? In der Bibelwelt-Ausstellung sind originale Münzen und zwanzig farbige Schautafeln zu sehen, die das Alltagsleben ebenso illustrieren wie die Gegensätzen von Arm und Reich damals.