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Schöne Damen, komplizierte Dispute

RESIDENZGALERIE / IM ZENTRUM DER MACHT

17/11/11 „Das war nicht Provinz. Der Anspruch der Fürsterzbischöfe war international.“ Erzbischof Matthäus Lang etwa habe sich von Albrecht Dürer nicht nur porträtieren, sondern sich von ihm auch einen „höchst dekorativen Thron“ entwerfen lassen. Aus dem Schmuckkästchen der Salzburger Fürsterzbischöfe plauderte Roswitha Juffinger bei der Präsentation der Sonderausstellung „Zentrum der Macht. Die Salzburger Residenz 1668-1809“.

Von Heidemarie Klabacher

altLeider ist nur mehr wenig in Salzburg. Das Tafelgold Wolf Dietrichs ist im Palazzo Pitti in Florenz, seine Elfenbeinfiguren hütet heute das Kunsthistorische Museum in Wien. Die Gemäldesammlung der Fürsterzbischöfe sind von Wien bis New York über die ganze Welt verteilt: Zwei, drei Millionen Euro für Transport, Versicherung und Panzerglasvitrinen wären wohl nötig, wollte man alle Gemälde und Kunstgegenstände der Salzburger Fürsterzbischöfe noch einmal in der Residenz zusammenbringen. Das kann sich niemand leisten.

Dafür zeigt die Sonderausstellung „Zentrum der Macht. Die Salzburger Residenz 1668-1809“ gut dreißig von enist tausend Gemälden aus den ehemaligen fürsterzbischöflichen Sammlungen, von denen einige eine bewegte Geschichte hinter sich haben.

altIm „Colloredo-Raum“ etwa sind die vier Salzburg-Ansichten von Albert Christoph Dies zu sehen. Zwei von ihnen - heute im Besitz des Belevedere in Wien  - hat es in die Österreichischen Botschaften in Johannesburg und Santiago verschlagen, während die zwei Geschwisterbilder in Salzburg geblieben sind. Verträge mit dem Belvedere stellen heute sicher, dass der gesamte Zyklus längerfristig in Salzburg gezeigt werden kann.

Die Erzbischöfe haben eifrig gesammelt und in Folge auch immer neue Galerieräume bauen müssen. Hieronymus Colloredo (1772-1803) hat seine Kunstsammlung genau in den Gemächern eingerichtet, in denen sich noch die Residenzgalerie befindet. Den Umbaumaßnahmen Colloredos fiel dabei die Gemäldegalerie Wolf Dietrich von Raitenaus zum Opfer, die 1600 im Toskanatrakt der Residenz angelegt worden war. Baupläne aus den verschiedenen „Etappen“ ergänzen die Ausstellung.

altFürsterzbischof Siegmund Schrattenbach (1753-1771), war einer der wenigen, der in den Gemäldesammlungen seiner Vorgänger nicht umgebaut und umgehängt: Dieser Erzbischof habe Gemälde mit schönen Blumen und schönen Damen geliebt, erzählt Roswitha Juffinger, die Leiterin der Residenzgalerie Eine Auswahl dieser Blumen- und Damenstücke wird gezeigt.

Nach siebzig Jahren zum ersten Mal überhaupt wieder öffentlich zu sehen ist das Gemälde „Mystische Verlobung der Hl. Katharina“ von Paolo de Matteis aus 1712. Dieses Bild gehört dem Kunsthistorischen Museum. Es war stark beschädigt und ist um 1940 mit einem Schutzgitter quasi überklebt worden, so Roswitha Juffinger. „Es ist etwas ganz besonderes, ein Gemälde nach so langer Zeit im Depot zum ersten Mal erstmals präsentieren zu können.“ Auch dieses Gemälde, ursprünglich aus der Sammlung von Franz Anton Harrach (1709-1727)  ist auf Kosten der Residenzgalerie restauriert worden und darf dafür ein wenig in Salzburg bleiben.

Über Gemälde hat man „damals“ nicht nur aus künstlerischer, sondern auch aus theologischer Sicht diskutiert. Für diese Funktion von Kunst stehen etwa die verschiedenen Gemälde vom Schweißtuch der Veronika, also vom Abdruck des Gesichts Jesu. Zwei dieser Reliquien sind heute in Genua und im Vatikan, das Tuch der Heiligen Veronika wird heute im Vierungspfeiler von St. Peter in Rom verwahrt. In Salzburg haben sich zu diesem Thema in den fürsterzbischöflichen Sammlungen (Abteilung Max Gandolph Kuenburg 1668-1687) und in den Kunstsammlungen von St. Peter mehrere Bilder zu diesem Thema erhalten.

Der ach so ungeliebte Colloredo war ein geleherter Mann: Er vertrat mit der Aufklärung ein völlig neues Weltbild (das haben ihm die Salzburger bis heute nicht verziehen). Er interessierte sich - wie es dem Zeitgeist entsprach - für die Antike und war mit Johann Joachim Winckelmann bekannt und im regen Austausch. Colloredo ist auch der, der Kopien von Raffael-Stanzen anfertigen ließ. Auch das war Zeitgeist: Man wollte mit Bildern auch Bildung vorzeigen. 

Bilder: Residenzgalerie
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