Rauschebart und Geschenkesack
DOMMUSEUM / NIKOLAUS UND WEIHNACHTSMANN
22/11/11 Nikolaus oder Weihnachtsmann? Mit dem Sack auf das Christkind eindreschen tut höchstens letzterer – und dies (nach Protesten) nicht mehr in der ORF-Werbung, sondern nur noch auf Privatsendern.
Von Reinhard Kriechbaum
Klare Fronten zwischen geistlicher und weltlicher Figur gab es seit je her nicht. Drum war es leicht, in der NS-Zeit den heiligen Geschenkebringer mit Mitra und Bischofsstab durch den Knecht Ruprecht, seinen Diener, zu ersetzen. Hatte den doch schon der ideologisch unverdächtige Jakob Grimm gemeinsam mit seinem Chef unter die „Hausgeister“ germanischen Ursprungs eingeordnet.
Das gibt der katholischen Seele freilich einen schmerzenden Stich. Und erst der Weihnachtsmann, dem der in die USA ausgewanderte deutsche Karikaturist Thomas Nast sein Outfit gegeben hat! Besondere Verdienste um diese Figur erwarb sich ein gewisser Haddon Sundblom, der 1931 erstmals den Weihnachtsmann als Coca Cola-Werbefigur publicityträchtig in Dienst nahm.
Schaudernd wenden wir uns ob solcher profaner Entweihung dem heiligen Nikolaus zu, dem Patron der Kinder, der Studenten, der heiratswilligen Mädchen und vor allem der Schiffleute. Stattliche 17 Kirchen sind ihm in der Erzdiözese Salzburg geweiht. Für die anhaltende Beliebtheit dieses Heiligen spreche, dass es schon bemerkenswert viele Voranmeldungen für Führungen durch die Weihnachtsausstellung gebe, erzählt Dommuseums-Direktor Peter Keller.
Mittelalterlicher Legende nach hat Nikolaus einen Meeressturm beruhigt und so Seefahrer aus ihrer Not gerettet. Das ist eine Szene, die bildlich viel hergibt. Auf einem Gemälde sehen wir einen heftig furzenden Teufel, der am Mast eines Segelschiffs rüttelt, dass die Takelage zerreißt und der Matrose im Mastkorb nichts zu lachen hat. Gut, dass Nikolaus soeben in einem Wolken-Loch erscheint.
Eine ganz kleine Schau, aber eine Fundgrube. Die Paarung Nikolaus/Krampus (Percht) haben die Jesuiten im Zuge der Gegenreformation eingeführt und damit bis heute bewährte Symbolfiguren für Gut und Böse eingeführt. Was wäre eine Perchten-Pass hierzulande ohne Nikolaus? Er und der Krampus finden sich sogar auf Notgeld-Scheinen, die während der Weltwirtschaftskrise in der Gemeinde Bruck an der Glocknerstraße gedruckt wurden: Der Krampus holt einen bösen Kapitalisten.
Meist steht der heilige Nikolaus mit seinen drei Goldkugeln würdevoll, fast ein wenig fad da. Einmal aber wird er so richtig zornig: In der „Struwwelpeter“-Geschichte von den drei Rabauken, die sich über den „kohlpechrabenschwarzen Mohr“ erheitern und dafür gerecht bestraft werden: „Bis über’n Kopf in’s Tintenfass / tunkt sie der große Nikolas“. Im protestantischen Frankfurt hatte er leider keinen Krampus zu Seite für die Schmutzarbeit.