Übermut tut manchmal gut
HINTERGRUND / THEATER IN DER DRUCKEREI / WIE ES EUCH GEFÄLLT
15/03/10 Die Abteilung Schauspiel und Regie des Mozarteums hat ein wunderbares Theater bekommen. Geplant hat es Architekt Erich Wagner. Seine Aufgabe bestand darin, die ehemalige Salzburger Druckerei im Besitz des Pressvereins in etwas ganz Neues zu verwandeln. Der vorläufige Name lautet „Theater in der Druckerei“.
Von Werner Thuswaldner
Nichts erinnert mehr an den großen Raum, in dem das lärmende Monster Rotationsmaschine stand, auf der viele Jahrzehnte die „Salzburger Nachrichten“, aber auch mehrere andere Zeitungen, darunter das Blatt der Fleischerinnung namens „Lukullus“, ebenso wie der „Bäckerstolz“, gedruckt wurden. In diesem Raum führte Herr Wimmer ein militärisch-strenges Regiment, seine Untergebenen flitzten die Maschine entlang und führten auf ihr, um da und dort etwas nachzujustieren, waghalsige Turnübungen auf. Der für das Zeitung-Produzieren typische Geruch hat sich natürlich verflüchtigt.
Das Theater mit seinen 140 Sitzplätzen wirkt sachlich, die steil ansteigende Tribüne garantiert beste Sicht von allen Plätzen. Für variable Verwendung ist, wie der Architekt sagt, gesorgt. Bei der Eröffnung am Freitag war die Freude ganz allgemein: bei den Studierenden, den Lehrern, dem Rektor und den Politikern. Besser ausgestattet könnte die Schauspielabteilung nun gar nicht sein. Sie hat einst in St. Peter begonnen, war dann außerhalb der Stadt, im Walserfeld, untergebracht, übersiedelte in den umgebauten Primogeniturpalast des Erzbischofs Paris Lodron, bekam im ehemaligen Central Kino eine Aufführungsstätte und ist jetzt wohl in der Bergstraße für die nächste Zeit an einem guten Ziel angekommen.
Der beachtliche Aufwand wurde unternommen, weil, wie Rektor Gutzeit sagte, das Mozarteum nicht nur eine Ausbildungsstätte für Musiker sein, sondern seinen Ruf als profilierte Schauspielschule ausbauen möchte. Als ruhmreiche Absolventen wurden Johanna von Koczian, Branko Samarovski und Sven-Eric Bechtolf genannt. Zu erwähnen ist gewiss auch Andrea Spatzek, die in der „Lindenstraße“ eine Lebensstellung gefunden hat. Bürgermeister Schaden sprach von einer erheblichen Aufwertung des Stadtviertels, und er kündigte an, dass die Galerie 5020 aus der Sigmund Haffnergasse in den Gebäudekomplex in der Bergstraße einziehen werde.
Der Tauglichkeitsnachweis für das neue Theater wurde dann mit einer übermütigen Aufführung von Shakespeares Komödie „Wie es euch gefällt“ geführt. Dem Regisseur Wolf-Dietrich Sprenger vom Hamburger Thalia Theater ging es mit der stark gekürzten Fassung offensichtlich nicht darum, kristalline Klarheit in das Durcheinander verworrener Liebesbeziehungen zu bringen, sondern vielmehr um Tempo, Spaß, sprachlichen Witz und Situationskomik.
Die circensische Note war nicht zu übersehen. Das ging so weit, dass man zwischendurch vor lauter Kurzweiligkeit glauben konnte, es sei eine Clownschule am Werk. Zweifellos gibt es in diesem vierten Jahrgang viel versprechende Talente.
Glaubhafte Edelleute, vom Liebesrausch verblendetes Volk und ein weiser Narr in Nöten tummeln sich auf der Bühne. An Körpereinsatz fehlt es nicht.
Auch die Ausstatter haben beste Arbeit geleistet. Mit einfachen Mitteln – langen, lose angelehnten Holzpaneelen, die ein Karree voller rätselhafter Geräusche bilden – wird der schneebedeckte Schauplatz im magischen Wald von Arden markiert.