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Selbstbedienungsladen Shakespeare

LANDESTHEATER / KÖNIG SHAKESPEARE

22/03/10 Wer ein Dichter sein möchte, aber keine Ideen hat, bedient sich bei einem Genie: John von Düffel macht das recht geschickt mit seinem Stück „König Shakespeare oder Alles ist wahr“.

Von Heidemarie Klabacher

alt„Ich kann auch das Telefonbuch dramatisieren“, sagt Düffels Shakespeare und das glauben wir ihm auf’s Wort. Es ist ja auch sein Entwurf eines Versdramas zum Thema „Steuerfreiheit“ nicht ohne Humor. Sonst präsentierte sich „König Shakespeare oder Alles ist wahr“ bei der Uraufführung am Samstag (20.3.) im Landestheater als dramatisiertes Zitatenlexikon.

John von Düffel kennt seinen Shakespeare in und auswendig. An seinem Wissen, seiner Begeisterung und seinem Sendungsbewusstsein sei keinen Augenblick gezweifelt. Auch nicht an seiner Fähigkeit, á la Shakespeare zu dichten. Wirklich geschickt macht er das! Nicht immer weiß man sofort, wo Shakespeare aufhört und Düffel anfängt (oder umgekehrt). Wofür das Ganze aber gut sein soll, hat sich nicht recht erschließen wollen.

altWorum geht’s überhaupt? William Shakespeare hat sich am Zenit seines Ruhms aus der Theaterwelt Londons nach Stratford zurückgezogen, wo er ein Leben in kleinbürgerlicher sowie ehelicher Harmonie zu führen und seinen Frieden mit dem Finanzamt zu finden versucht. (Die Steuerfahndung ist hinter ihm her…) Da stören zwei Schauspieler seiner ehemaligen Truppe den provinziellen Frieden und wollen ein Stück von ihm. Der Entwurf besagten Steuerfreiheits-Dramas ("Es wird das Volk geplagt von allzu großer Steuerlast…") sagt ihnen nicht zu. Burbage und Kemp überreden Shakespeare, mit nach London zu kommen. Sie quartieren ihn bei einer Witwe mit zwei jungen Töchtern ein. Und die werden ihn schon inspirieren…

Shakespeare schreibt also „Heinrich VIII“. Die Mädels Anne und Mary streiten sich um einen Platz in der Unsterblichkeit in Gestalt einer Shakespearefigur und bringen das Fußbad, Burbage und Kemp kommen heimlich zum Korrekturlesen angeschlichen, die Ehefrau erscheint in Gestalt Katharina von Aragons - und all das vermischt sich mit dem künftigen Drama, das auf dem Papier immer konkreter wird, zu einem Spiel im Spiel im Spiel. Und das klingt jetzt viel reizvoller, poetischer und „shakespear’scher“ als es leider ist.

Ialtnszeniert hat Carl Philip von Maldeghem. Gerno Nievelstein wird ihm zu einem äußerst hausbackenen  Shakespeare, Christoph Wieschke zu einem ebenso hausbackener Burbage (den Bruder spielt er auch).  Marko Dott als Komiker Kemp wäre schon für Tempo zu haben, aber er wird immer zum Schweigen gebracht. Und Anna Unterberger und Shantia Ullmann als Anne (das ist die freche Aufmüpfige in der Schuluniform) und Mary (das ist die romantisch Verträumte im Blumenkleidchen) sind unsinnlich und farblos wie Mauerblümchen etwa aus der Zeit des bürgerlichen Realismus. Format hat eigentich nur Ulrike Walther als Kate Shakespeare bwz. Katharina von Aragon. Das Bühnenbild von Reinhard Bichesl erinnert an die Orchestermuschel im Großen Festspielhaus, die Burberry-Zitate an den Kostümen von Alois Dollhäubl gehören auf die Habenseite. Fazit: Einfach echten Shakespeare spielen. Der wusste, wie es wirklich geht.

Aufführungen bis 11. Juni - www.salzburger-landestheater.at
Bilder: Landestheater / Jürgen Frahm

 

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