Hiatabuam und Hiatamadln
REPORTAGE / HIRTENKINDER
07/09/17 Maria und Josef reisen zur Volkszählung nach Bethlehem, wo ihr Sohn Jesus geboren wird. Soweit kennt ja jeder die Geschichte. Aber wie war das eigentlich mit den Hirten und welche Rolle haben die gespielt?
Bereits seit 16 Jahren finden sich die Hirtenkinder vom Salzburger Adventsingen zu gemeinsamen Alm-Tagen am gemütlichen Soder-Kaser der Familie Dürnberger auf der Loferer-Alm ein, um ihr neues Spiel für die Aufführungen im Großen Festspielhaus einzustudieren. Dabei werden den 19 quirligen Dirndln und Buam aus Salzburg und Bayern vom Betreuungsteam (Caroline Richards, Gudrun Köhl-Korbuly, Markus Helminger, Simon Haitzmann) erstmals die Rollen zugeteilt, die Texte gelernt und die Musik- bzw. Gesangseinlagen geprobt.
Beim 70-Jahre-Jubiläum vom Salzburger Adventsingen im Vorjahr spielte sich die Rahmenhandlung vor einer Bühnenbildkulisse der Salzburger Altstadt ab. In diesem Jahr findet das szenische Spiel inmitten einer völlig anderen Kulisse, in der unwirtlichen, karstigen Hochgebirgsfläche „Am Stein“ statt – in einer unberührten, naturbelassenen Landschaft, die genauso gut das karge Bergland von Judäa sein könnte.
In dieser unwirtlichen Gegend sind der blinde Hirte Jakob (Wolfgang Hundegger) und seine drei Begleiter (Lorena Resch, Valentin Nagl, Josef Auer) unterwegs. Obwohl der blinde Hirte mit seinen Augen nicht sehen kann, sieht er auf seine Weise sehr viel: mit den Ohren, mit der Nase, mit den Händen, vor allem aber auch mit dem Herzen … In seinen inneren Bildern hat sich die von Jesaja prophezeite Geburt des Erlösers tief eingeprägt. Die vier Hirten begegnen dem Heiligen Paar am Weg zur Einschreibung und weisen ihnen den Weg nach Bethlehem. Weil Maria und Josef aber in der Stadt keine Herberge finden, kehren sie wieder zurück zu den Hirten. Eine ereignisreiche Geschichte nimmt ihren Lauf, in der der kleine Peterl (Josef Auer) eine ganz besondere Rolle spielt.
Alle auf der gebirgigen Hochfläche verstreuten Hirten treffen nach und nach am Almboden der Schönbichl-Alm zusammen. Sie kommen von uralten Weideflächen am „Stein“ – von der Gjaidalm, vom Lausboden, vom Hirzkar und von der Brunngrube. Allesamt haben sie den Stern der Verheißung gesehen und vom Engel die Friedensbotschaft vernommen:
Ein König wird geboren, ist Gott und Mech zugleich;
Zum Segen aller Völker steigt Er vom Himmelreich, Halleluja!
Dass die Hirten die Ersten sind, die zum „Zuaschau’n“ zur Heiligen Familie eilen, ist ja aus der Bibel bekannt. Was es im Vorfeld dazu noch alles auszureden und zu probieren gilt, wie groß die Aufregung der Hirtenschar ob dieses Ereignisses sein wird, all das ist bereits bei den Vorbereitungen am Soder-Kaser zu spüren.
Neben dem alten Hirtenlied „Stacherl, muasst fruah aufsteh’n“ und einem Hirtenmarsch wird diesmal ein „Ausseer Landler mit Schleunigem und Pasch“ die Herzen der großen Gästeschar erfreuen. In „Krippenbrunn“, einer einsamen Hochalm am Stein, werden Hirten das Kind in der Krippe liegend finden. Zuvor wird der kleine Peterl dem blinden Hirten Jakob jedoch erzählen, wie es ihm ergangen ist, ihm, der lange vor den anderen Hirten als Erster unmittelbar bei der Geburt dabei war…
Die Salzburger Hirtenkinder sind heuer bereits im szenischen Prolog präsent. Ihre Erlebnisse ziehen sich wie ein roter Faden durch das biblische Geschehen beim diesjährigen Salzburger Adventsingen. (Salzburger Heimatwerk)