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Frag nur dein Herz, was Liebe ist

REST DER WELT / BAD ISCHL / DIE UNGARISCHE HOCHZEIT

20/07/15 „Die Ungarische Hochzeit“ von Nico Dostal als diesjährige zweite Produktion des Lehár Festivals Bad Ischl bringt k.u.k. Nostalgie, turbulente Operettenwirren, temperamentvolle Rhythmen, gefühlvolle Liebesmelodien und schwungvolles Tanztheater auf die Bühne.

Von Elisabeth Aumiller

Das Liebeskarussell dreht sich von Anfang an und durchwirbelt die vergnüglichen Verwechslungsspiele, die das operettenübliche Happy End nicht schuldig bleiben. Turbulent geht es zu, bis die verliebten Paare, die über Standesunterschiede zwischen Adel und Kolonisten, über falsche und echte Grafen stolpern, schließlich zusammenkommen. Das traditionell stilisierte Ambiente in Ausstattung und Kostümen spiegelt das 18. Jahrhundert Maria Theresias, die am Ende den Heiratswilligen ihren Segen gibt, nachdem sie den unsittlichen Lebenswandel zurechtgerückt hat. Auf Befehl der Kaiserin sollte sich der Obergespan Graf Stefan Bárdoyssy darum kümmern, dass den im Dorf Poplàka eingetroffenen 300 Kolonisten die versprochenen jungen Bräute zugeführt werden. Der Graf schickt seinen Kammerdiener Árpád an seiner statt als Vorhut ins Dorf, er selbst will sich als verkleideter Kolonist ein Bild von der Situation machen. Das Bauernmädchen Etelka verliebt sich in den falschen Grafen und Janka, die Tochter des adeligen Stuhlrichters, in den falschen Kolonisten. Als Janka jedoch dessen wahre Identität erfährt, wendet sie sich von dem als Don Juan berüchtigten Obergespan ab. Da braucht es dann die Kaiserin, um den Wirren ein Ende zu bereiten und die Liebenden zu vereinen.

Der Bad Ischler Hausregisseur Leonard Prinsloo schildert ein buntes Szenario in einer gut ausgewogenen Mischung an nostalgischer Operettentradition, lebendigem heutigem Musiktheater und parodistischen Showelementen, fesch und forsch choreographierten Tanznummern, lässt aber auch Raum für Gefühle für das in der Musik verankerte Liebesempfinden. Gute Unterhaltung und musikalischer Genuss sind garantiert.

Mit der „Ungarischen Hochzeit“, 1939 am Vorabend des 2. Weltkriegs uraufgeführt, schuf Nico Dostal ein letztes Mal eine Reminiszenz an die große Zeit der silbernen Operette, mit dem Blick zurück auf die Tradition Lehárs, aber, zeitbedingt, ohne die Welt der Zigeuner. Mit dem musikalisch gepflegten ungarischen Kolorit erscheint sogar der Bühnenvorhang in den ungarischen Farben.

Schon die Ouvertüre bringt einen Querschnitt durch die markantesten Melodien des gesamten Stücks. Die Chor- und Tanzszenen strotzen vor Temperament und musikalischem Feuer. Der Dirigent Marius Burkert bringt das Orchester in Hochform. Klarinetten- und Violinsoli sind die sensible Einleitung zu empfindsamen Lyrismen. „Spiel mir das Lied von Glück und Treu“, „Märchentraum der Liebe“, „Frag' nur dein Herz, was Liebe ist“ oder „Du bist meines Lebens Seligkeit“ sind die Momente des Innehaltens, der echten Gefühle zwischen den musikalischen und szenischen Turbulenzen.

Regina Riel ist Janka. Schon im letzten Jahr ließ sie als Angèle im „Graf von Luxemburg“ als Ischls neue Operettendiva aufhorchen. Jetzt bestätigt sie diesen Status. Sie singt mit prachtvollem Sopranleuchten, ist der gesangliche Mittelpunkt der Aufführung, punktet mit Klangvolumen ebenso wie mit berührender Farbpalette im Zwiespalt zwischen Liebe, Standesbewusstsein und Stolz. Fraglos ein Gewinn für das Stück und für Bad Ischl.

Graf Stefan ist bei Jevgenij Taruntsov in besten Händen. Er macht gute Figur, ist Janka ein adäquater Partner mit kraftvollem Tenor und klangschattierenden Facetten. Ohne aufgesetzte Manier charakterisiert er den Wandel vom amourösen Abenteurer zum wahrhaft Liebenden. Thomas Zisterer, als Kammerdiener Árpád brilliert in der Rolle des falschen Grafen als komödiantischer Gegenspieler seines Herrn. Das Bauernmädchen Etelka hat in der jungen Anna-Sophie Kostal einen hoch beweglichen, quirligen und ansprechenden Neuzugang zum Ischler Ensemble. Dolores Schmidinger legt sich als köstlich parodierende Kaiserin Maria Theresia mit sprachlichem Witz ins Zeug. Bestens besetzt auch die Rollen des Oheims Desider mit Gerhard Balluch, des Stuhlrichters Josef von Kismárty, der in Tomaz Kovacic eine skurrile Verkörperung findet und seiner Ehefrau Frusina der listig präsenten Rita Peterl. Matthias Schuppli überzeugt als kauziger Kurier der Kaiserin und Wolfgang Gerold als Freund des Grafen. Verdienter großer Applaus für alle Beteiligten, allen voran für das exzellente Protagonistenpaar sowie Regisseur Leonard Prinsloo und Dirigent Marius Burkert. Als rare Zugabe nach Ende der zeitüppigen Aufführung schenkte das Publikum einer jungen ukrainischen Zirkusartistin noch bewundernde Aufmerksamkeit für ihre waghalsige Akrobatik.

Weitere Aufführungen der „Ungarischen Hochzeit“ bis 29. August – www.leharfestival.at
Bilder: Fotos : Lehàr Festival / Foto Hofer

 

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