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Religions-Gärten und das klangvolle Paradies

GRAZ / PSALM

31/03/10 Musik der Religionen hinterlassen gemeinsame Spuren. Kaum etwas bietet sicher besser an als der Garten als Schutz und Sehnsucht. Eindrucksvoll wird das Thema in der Osterzeit in Graz aufbereitet.

Von Wolfgang Stern

Das Führungsteam der Styriarte folgte seinerzeit dem inneren Ruf nach Osterfestspielen in Graz und hatte innert kürzester Zeit eine Lücke im Veranstaltungskalender gefunden. In den nun bald zehn Jahren dieser Konzertserie zeigt sich Erfolg, das Interesse ist auch 2010 groß.

„Back to the Garden“ führte in den Garten von Jerusalem, in die Gärten der Passionsgeschich-te und in die frühen christlichen und orientalischen Gärten, so die Inhalte der 1., 3. und 4. Konzerte.

Das erste Konzert erwies sich als der Publikumsrenner schlechthin. Timna Brauer mit Elias Meiri, der gebürtige Libanese und ausgezeichnete Oud-Spieler Marwan Abado und der aus Trinidad gebürtige Perkussionist Courtney Jones brachten Kultgesänge und Originalkompositionen, jüdische Musik, die asiatisch, nordafrikanisch und spanisch beeinflusst ist - ein spannendes Programm, das in jedem Fall zur Überwindung der Gegensätze zwischen Kulturen und Religionen beiträgt, gerade in einer Zeit, wo die Gärten oft Kampfgebiete darstellen. Timna Brauer als Energiebündel, stimmlich in ihrer Art überzeugend, Elias Meiri an E-Klavier und der gewöhnungsbedürftigen Melodika, Marwan Abado als ein versierter und großartiger Oud-Spieler, der auch die Technik des orientalischen Gesanges ausgezeichnet beherrscht und ein nicht aufdringlicher aber überzeugender Courtney Jones als Perkussionist lieferten hörenswerte und nicht alltägliche Musik vom Feinsten. Besonders Marwan Abados eigene Lieder waren ergreifend im multikulturellen Programm.

Joseph Haydn in Verbindung mit Thomas Bernhard führte zur Passionsgeschichte. „Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze“ in der Orchesterfassung aus dem Jahre 1786 waren eine Herausforderung für das recreation-Orchester, das von Heinrich Schiff bedacht geleitet wurde. Der Zyklus von sieben Sonaten, umgeben von Einleitung und dem Erdbeben („Il Terremoto“), erzeugte Spannung. Peter Simonischek ergänzte mit den 1958 entstandenen Bernhard-Texten aus „In hora mortis“ in eher zurückhaltender Art. Einklang zum Thema Tod erfüllte den Grazer Stephaniensaal.

Für die Begegnung zwischen Islam und Christentum sorgte das Ensemble Sarband, das nun schon mehrmals im Rahmen von Psalm aufgetreten ist. Die beiden Religionen haben ähnliche Vorstellungen vom Paradies. Christliche und islamische Texte in Verbindung mit Musik und einer guten Bildprojektion sorgten für eine besondere Stimmung, zu der jeder einzelne Musiker einen beachtenswerten Beitrag leistete. Miriam Andersén (Gesang und Harfe), Dogan Dikmen (Gesang), Susanne Ansorg (Vielle), Celaleddin Bicer (Ney & Kanun), sowie Vladimir Ivanoff als Perkussionist und Leiter der Gruppe führten durch Gärten aus Orient und Okzident in ein Paradies, das der Wunschtraum aller ist. Auch hier kam ein weiteres Mal die konträre Gesangstechnik verschiedener Kulturkreise wunderbar zum Ausdruck.

Das Festival "Psalm" in Graz, mit dem Motto "Back to the Garden", dauert noch bis 5. April. Morgen, Donnerstag (1.4.) ist das Fuchs-Oratorium "Cristo nell’Orto" zu hören. Der inhaltliche Bogen von "Psalm" ist ein weiter - so wird beispielsweise am Ostermontag (5.4.) das deutsche Vokalensemble "Klangbezirk" Gesänge von Joni Mitchell, James Taylor, Carole King  in A-cappella-Arrangements vorstellen. Auch die "Blumenkinder" haben also in den Gärten Platz. -  styriarte.com/psalm

 

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