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Das Nachsingen von einem Pariser Duft

 

REST DER WELT / BAD ISCHL / GRAF VON LUXEMBURG

14/07/14 Das Lehár-Festival hat mit Franz Lehárs Erfolgsoperette „Der Graf von Luxemburg“ begonnen. Neu auf der Ischler Bühne sind Regina Riel in der Rolle der Angéle Didier, Christine Holzwarth als Juliette Vermont und Josef Forstner als Fürst Basil.

Von Elisabeth Aumiller

Der Eiffelturm wacht beherrschend über die Szenerie, in der vier schillernde Pappkatzen das Etablissement „Chat Noir“ veranschaulichen oder eine silberne Mondsichel zu Angèle Didiers Premierenerfolg „Clair de lune“ dekorativ leuchtet, während Armand Brissards Maleratelier mit einer Vielzahl von Wäschestücken auf der quer durch den Raum gespannten Leine Bohème-Atmosphäre suggeriert. Mit relativ wenig Aufwand erzielt Bühnen- und Kostümbildner Bernhard Niechotz ein stimmiges Ambiente ohne Überladung. Die Personen steckt er in kleidsam elegante Kostüme mit reichlich Glitzereffekten. In ausgelassener Feierlaune zieht der Karnevalszug durch die Straßen von Paris.

Regisseur Wolfgang Dosch kennt die Zutaten für erfolgreiches Operettenbühnenleben. Klassisch und doch entstaubt erzählt er die Geschichte vom „bis auf die Grundmauern abgebrannten“ Grafen von Luxemburg, der sich aus Geldmangel auf die Scheinehe mit der vom Fürsten Basil geförderten und zur Braut erkorenen Sängerin Angéle Didier einlässt und ihr seinen gräflichen Namen verkauft, damit die Bürgerliche nach erfolgter Scheidung standesgemäß den Fürsten ehelichen kann. Dass die beiden Scheinehewilligen, auf des Fürsten Bedingung hin, bei der Heirat im Atelier des Malers hinter einer spanischen Wand versteckt, sich nicht sehen dürfen, hindert nicht daran, dass sie sich später doch kennenlernen, ineinander verlieben und am Ende zusammenkommen.

„Grenzgänge zwischen Traum und Wirklichkeit“ seien der Stoff aus dem Operetten gemacht sind, befindet Wolfgang Dosch, wenn er sagt, „es geht um Sehnsüchte, Träume, Illusionen, das Spielen mit Scheinwirklichkeiten“. Und der Regisseur fügt hinzu: „Speziell in diesem Stück geht es um das sonderbare Spiel, wie ein Paar sich kennenlernt, durch einen Paravent, den Duft des Parfüms, um die Lust am erotischen Spiel mit dieser Situation und dem Nachsingen von diesem Duft.“ In schillerndem Wechselspiel führt Dosch die Personen durch die Gefühlshöhen und -tiefen, bringt Stimmung und launige Verwandlungen im Verein mit Chor und Tänzern, die mit flottem tänzerischen Bewegungsvokabular punkten (Choreographie Mandy Garbrecht).

Mit Regina Riel als Angéle Didier hat das Lehár Festival eine neue Stimme gewonnen, die in der Höhe aufblüht, die erforderliche Durchschlagskraft besitzt,der Rolle vokalen Glanz gibt und sich als Operettendiva bestens einführt. Reinhard Alessandri macht als Graf gute Figur, ist ein gut gelaunter Bonvivant, der auch tenorale Meriten mit zupackenden Spitzentönen einbringt.

Das Buffopaar Juliette und Armand , die durch Vermittlerdienste ihren Geldmangel ausgleichen und zuletzt ebenfalls zum Happy End finden, haben in Christine Holzwarth mit etwas farbloser Soubrettenstimme und Thomas Zisterer mit schlankem Tenor zwei jugendfrisch bewegliche Darsteller. Die langjährige Ischler Diva Miriam Portmann überrascht als Gräfin Stasa mit einer veritablen Komiknummer voll zündendem Spielwitz, die ihr am Ende den großen Applaus einbringt. Dem widerstrebenden Fürsten heizt sie gehörig ein bis sie ihn zur Ehe überlistet. Er heiratet dann ebenso hinter der spanischen Wand. Sich mit Angéle verbunden wähnend, verpflichtet er sich indes zur Ehe mit Stasa.

Josef Forstner, auch zum ersten Mal beim Ischler Festival, macht Fürst Basil etwas zu sehr zur lächerlichen Figur. Seine komödiantische Ader ist etwas raubeinig wie auch sein Gesang. Außerdem nützt sich der russische Tonfall bald ab und ist mehr anstrengend zum Zuhören als lustig. Das gilt auch für seine stark akzentbefallenen Mitstreiter Tomas Kovacic und Wolfgang Gerold. Florian Resetarits als Direktor des „Chat Noir“ müht sich um Glaubwürdigkeit als Lustspielfigur.

Marius Burkert am Pult lässt das Franz Lehár-Orchester sauber musizieren, bringt rhythmisches und dynamisches Feuer in die Chor- und Tanzszenen. Die gefühlig wiegende Walzerseligkeit, die Operette so unwiderstehlich machen kann, die Mischung aus schmelzender Melodik gewürzt mit einer Spur nostalgischer Melancholie, vermisst man hingegen, unter anderem in den Solonummern wie „Bist du's lachendes Glück“ oder „Lieber Freund, man greift nicht nach den Sternen“ , bei des Fürsten Refrain „Ich bin verliebt“ oder bei „Mädel klein, Mädel fein“.

„Der Graf von Luxemburg“ steht bis 31. August auf dem Programm des Lehar Festivals Bad Ischl. Die zweite Premiere am kommenden Samstag (19.7.) gilt Frederick Loewes „Gigi“ - www.leharfestival.at
Bilder: Lehar Festival / Foto Hofer

 

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