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Dem Lobbyisten auf den Pelz gerückt

REST DER WELT / J:OPERA JENNERSDORF / WILDSCHÜTZ

09/08/12 Schüsse nahe den Jagdgründen eines Lobbyisten im Südburgenland: Witz und Ironie ziehen sich durch Lortzings komische Oper. Im schönen Ambiente des halboffenen Hofes von Schloss Tabor in Neuhaus am Klausenbach lässt es sich gut spielen, besonders, wenn das Wetter mitspielt. Die Satire auf Adel und obere Gesellschaft des 19. Jahrhunderts wird bühnenwirksam und mit vielen kleinen guten Ideen umgesetzt.

Von Wolfgang Stern

Es gab schon eine Reihe erfolgreicher Opernaufführungen beim Festivla "J:opera" auf Schloss Tabor in Neuhaus am Klausenbach in der südlichsten Ecke des Burgenlandes. 2001 wurde der dem Opernbetrieb aufgenommen. Der Wildschütz schließt an diese Serie an, für die Dietmar Kerschbaum als Intendant und diesmal auch wieder als Darsteller hauptverantwortlich zeichnet.

Durch den gesamten Abend ziehen sich teils überdimensionale Bilder zum jeweiligen Geschehen, wobei spaßige Einlagen zum Erfolg beitragen. Dominik Wilgenbus führt zum dritten Mal in Tabor Regie und zeigt, dass mit wenig Mitteln großer Effekt erzielt werden kann. Die Zusammenarbeit mit Bühnenbildner Johannes Leitgeb klappt vorzüglich, die Arkaden des Hofes kommen dem Spiel immer wieder zu gute. Wie in St. Margarethen bei der Carmen im Norden des Landes gibt es auch hier im Süden Kostüme von Susanne Özpinar: wie immer etwas fürs Auge.

Sebastian Weigle, Generalmusikdirektor der Oper in Frankfurt/Main, zeigt Vielseitigkeit. Wer einen interessanten und durchwegs gelungenen Ring in Frankfurt sehen möchte, sollte sich im Wagnerjahr 2013 um Restkarten bemühen. Wer zum Komischen tendiert, hat bis zum 12. August noch die Möglichkeit, den Wildschütz in guter sängerischer Besetzung zu erleben.

Als Schulmeister Baculus wächst das Semperopermitglied Michael Eder über sich hinaus und setzt seinen profunden Bass gekonnt ein. Dazu suhlt sich der gebürtige Wiener sichtlich in seinen schauspielerischen Qualitäten. Paul Armin Edelmann als jugendlicher Graf, Christa Ratzenböck als resolute Grafin, Renate Pitscheider als Baronin Freimann, Elisabeth Pratscher als Gretchen und der Intendant des Hauses, Dietmar Kerschbaum als Baron Kronthal  liefern zum Verwirrspiel musikalische Höhepunkte, die vor allem in den diversen Duetten, Terzetten und Quartetten anmutig gelingen. Birgitta Wetzl ist eine liebenswerte Nanette, Werner B. Dubowy ein geduldiger Haushofmeister Pancratius. Auffallend gut besteht der Philharmonia Chor Wien die zahlreichen Chorszenen.

Weigle steht natürlich nicht das Frankfurter Opernorchester zur Verfügung. Die Junge Brandenburgische Philharmonie, seit Jahren fixer Bestandteil der Opernaufführungen in Tabor, ist bemüht bei der Sache, lässt aber doch, so schon zu Beginn der Ouvertüre, Schwächen in der Intonation, vor allem bei den Streichern, erkennen. Auch Lortzing zeigt Tücken in seinen Partituren, die eben einmal bewältigt sein sollten.

"J:opera", das Festival im Süden des Burgenlandes, wird 2013 Humperdincks Hänsel und Gretel bringen. Premiere wird am 1.8.2013 sein. Es folgen bis zum 11.8. sechs weitere Vorstellungen.

PS.: Die kulinarischen Köstlichkeiten inklusive des Uhudlers und anderer Getränke sind schon allein eine Reise in den schönen Zipfel Österreichs wert.

Der Wildschütz - www.jopera.at
Bilder: J:opera/Michael Schmidt

 

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