Auf der Suche nach spannenden Experimenten
WIEN / QUASTHOFF / JAZZ
22.02.2010 Nach seinem ersten Jazzalbum „Watch what happens“ (Deutsche Grammophon) wird Thomas Quasthoff demnächst eine zweite CD aufnehmen. Im Wiener Musikverein konnte man sich überzeugen, dass der begehrte Bass-Bariton einen Jugendtraum mit Charisma umsetzt.
Von Wolfgang Stern
Es war ein gemischtes Publikum, das sich im Goldenen Saal einfand, um dem nächsten Schritt „out of classic“ Quasthoffs zu folgen. Während sein erstes Album eher klassisch-jazzige Kostproben enthält, ging der blendend gelaunte Sänger einen Schritt weiter, wie um zu beweisen, dass man aus einer gewissen Einseitigkeit hin und wieder ausbrechen sollte. Quasthoff hat besondere improvisatorische Fähigkeiten, mit Konsonanten und Vokalen, in der Nachahmung diverser Instrumente oder Geräusche in einer nicht alltäglichen Soloeinlage - all das zeigte den Sänger als ein Temperamentbündel. Hier schöpft er aus dem Vollen, experimentiert mit unterschiedlichsten Lautverbindungen und geht an die Grenzen des Möglichen. Ein brillanter Techniker mit großem Stimmvolumen kann sich das leisten.
Seine Lieblingssongs aus Pop, Jazz und Soul kann der Ausnahmekünstler selbst grandios umsetzen. „Please Send Me Someone To Love“ von Ray Charles´ Schreiber Percy Mayfield, Willie Dixons „Seventh Son“ oder Stevie Wonders „Have A Talk With God“ sind nur einige Nummern, mit denen Quasthoff mitreißt. Randy Newmans „Rider In The Rain“ oder John Hiatts „Have A Little Faith In Me“ lösen Begeisterungsstürme im Saal aus. Der Abend war kurzweilig, mehr als 2 ½ Stunden waren im Nu verflogen.
„Ich habe auch diesmal wieder eine ausgesprochen schlagkräftige Truppe dabei“, sagte Quasthoff über seine Mitstreiter, und das stimmte zweifelsohne: Was Bruno Müller auf der Gitarre, Frank Chastenier am Klavier, Dieter Ilg am Bass und Wolfgang Haffner am Schlagzeug zeigten, war klanglich vom Feinsten und auch technisch brillant.