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Bücher können Heimat sein

NATIONALBIBLIOTHEK / UKRAINISCHE BESTÄNDE

02/05/22 Viertausend ukrainische Bücher gehören zum Bestand der Österreichischen Nationalbibliothek. Das hat mit den 150 Jahren zu tun, in denen Galizien, Lodomerien und die Bukowina zum Vielvölkerstaat der Habsburger gehörten. Vierhundert Bücher und Zeitschriften aus dieser Zeit wurden nun aus den Tiefspeichern geholt.

„Der thematische und zeitliche Horizont reicht über die heutige Westukraine und das Jahr 1918 hinaus“, erklärt Johanna Rachinger, die Generaldirektorin der Nationalbibliothek. Man wolle zur Auseinandersetzung mit diesem kulturellen Erbe anregen, heißt es heute Montag (2.5.) in der Aussendung.

Die Werke stehen in einem allgemein zugänglichen Lesesaal der NB am Heldenplatz zur Verfügung, ein Teil der Bücher und Zeitschriften kann direkt aus den Regalen genommen werden und „erlangt somit Sichtbarkeit“. Die anderen Titel können wie auch sonst üblich nach Vorbestellung „vor Ort“ gelesen oder als Teil der digitalen Bibliothek am Bildschirm eingesehen werden.

„Für vertriebene Ukrainerinnen können diese Regale ein Stück Heimat mitten in Wien bedeuten. Für uns alle sind sie ein Anstoß, sich mit einem jenseits des Krieges immer noch weitgehend unbekannten Land auseinander zu setzen“, so Johanna Rachinger. Das Projekt basiere, so die Nationalboibliothek, auf der Initiative des ukrainischen Botschafter in Österreich, Vasyl Khymynets (im Bild). Das ist jener Diplomat, der im Wiener Konzerthaus ein Benefizkonzert für die eigene Heimat verhindert hat, weil eine russische Künstlerin aufgetreten wäre. Den Salzburger Festspielen hat er's in Sachen Theodor Currentzis jüngst via „Krone“ ebenfalls reingesagt. Hoffentlich stehen in der Nationalbibliothek die Werke russischer Autoren weit weg von den ukrainischen Regalen.

Ein wichtiger Grund für die besonders gute Dokumentation ukrainischer Kultur und Sprache an der Österreichischen Nationalbibliothek ist eine Verordnung aus dem Jahr 1808: Nach der Eingliederung der östlichen Territorien in den Verbund der k.k. Monarchie seien auch die neuen Provinzen zu einer „Pflichtablieferung für Druckerzeugnisse“ verpflichtet worden, heißt es ein wenig Kakanisch. Bis heute wird alles, was an Büchern und Publikationen in Österreich so erscheint, auch an die NB geschickt.

Damals jedenfalls verzeichnete die Hofbibliothek steigende Zugänge besonders aus Galizien. Ein aktueller, auf der Website der Österreichischen Nationalbibliothek veröffentlichter Blogbeitrag verfolgt die Spuren dieser Geschichte. Heute finden sich in den Beständen der NB ukrainische Titel vom 19. bis ins 21. Jahrhundert, zu den Themen Geschichte, Sprache, Wirtschaft, Kultur, Gesellschaft, Politik und Literatur; darunter auch Bücher österreichischer AutorInnen von Weltrang wie Stefan Zweig, Franz Kafka und Arthur Schnitzler auf Ukrainisch. (NB / dpk-klaba)

www.onb.ac.at
Bilder: Österreichische Nationalbibliothek

 

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