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Paukenschlag um fünf vor Zwölf

DONAUESCHINGER MUSIKTAGE / ABSAGE

13/10/20 Eines der weltweit bedeutendsten Festivals für Neue Musik sollte am 15. Oktober beginnen. Drei Tage vor ihrer Eröffnung wurden die Donaueschinger Musiktage 2020 abgesagt. „Beherbergungsverbot und sich drastisch verschlechternde Corona-Zahlen“ hätten die Verantwortlichen zu diesem Schritt gezwungen. Ein Proben-Mitschnitt steht für die 99. Ausgabe.

Von Heidemarie Klabacher

„Angesichts der rasanten Entwicklung der vergangenen Tage blieb uns keine andere Wahl“, sagt Björn Gottstein, der künstlerische Leiter der Donaueschinger Musiktage. „Es ist frustrierend und tut unglaublich weh, die Musiktage so kurz vor Festivalbeginn absagen zu müssen.“ Sein Mitgefühl gelte allen Musiker*innen, Komponist*innen und Künstler*innen, „die so viel in dieses Festival investiert“ und allen Mitarbeitern, „die seit Wochen wirklich alles getan“ hätten, „um die Konzerte auch unter diesen schwierigen Bedingungen durchführen zu können“. Die Donaueschinger Musiktage sollten vom 15. bis 18. Oktober stattfinden. Auf dem Programm wären 29 Werke gestanden, davon 25 Uraufführungen.

Die Entscheidung zur Absage hätten die Veranstalter des ältesten Festivals für Neue Musik erst am Montagabend (12.10.) in Abstimmung mit der Leitung des Festivals getroffen, heißt es in der Aussendung. Die Gründe kennen alle: „Die Sicherheit der Künstlerinnen und Künstler, der Mitwirkenden vor und hinter der Bühne und die Gesundheit des Publikums hatten bei dieser Entscheidung oberste Priorität.“ Gekaufte Karten werden erstattet.

Die Donaueschinger Musiktage sind nur ein Jahr „jünger“ als die Salzburger Festspiele, widmen sich aber ausschließlich der jeweils Neuen Musik ihrer Zeit. Nächstes Jahr wäre der 100. Geburtstag gefeiert worden. (In den Jahren 1931-1933, 1935, 1940-1945 und 1948-1949 fand das Festival nicht statt.) „Die Do­nau­eschin­ger Mu­sik­ta­ge sind das äl­tes­te und tra­di­ti­ons­reichs­te Fes­ti­val für Neue Musik welt­weit“, heißt es auf der Website. In Donaueschingen wurden, zunächst „mit Paul Hindemith als prägender Figur“, Werke von Berg, Schönberg und Webern uraufgeführt, ab den 1950ern auch Werke jüngerer Komponisten bekannt gemacht. „Von Pierre Boulez, Karlheinz Stockhausen, Luigi Nono und Iannis Xenakis waren in den fünfziger Jahren skandalumwitterte Uraufführungen instrumentaler Werke zu hören“, erinnert der historische Abriss. „Danach setzten Krzysztof Penderecki und György Ligeti, später auch Wolfgang Rihm in Orchester-Uraufführungen neue Akzente.“ Die Donaueschinger Musiktage, „1921 unter fürst­li­cher Pro­tek­ti­on ge­grün­det“, stünden für „alle neuen ex­pe­ri­men­tel­len For­men auf dem Ge­biet ak­tu­el­ler Musik und Klang­kunst“.

Gezählt werden jährlich etwa 10.000 Be­su­che­rin­nen und Be­su­cher aus 15 Län­dern. Zu Gast sind in­ter­na­tio­nal re­nom­mier­te En­sem­bles wie das Klang­fo­rum Wien, das En­sem­ble In­ter­con­tem­porain, das SWR Sym­pho­nie­or­ches­ter Stutt­gart oder das SWR Ex­pe­ri­men­tal­stu­dio.Veranstalter der Donaueschinger Musiktage ist die Gesellschaft der Musikfreunde Donaueschingen in Zusammenarbeit mit der Stadt Donaueschingen und dem Südwestrundfunk.

Der SWR2 sendet am Freitag (16.10.) um 20 Uhr einen Probenmitschnitt des Eröffnungskonzerts: Das SWR Symphonieorchester spielt unter der Leitung von Titus Engel sechs Orchesterminiaturen von Klaus Lang, Mica Levi, Cathy Milliken, Lula Romero, Oliver Schneller und Michael Wertmüller. „Alles Kompositionen für kleines Orchester, die schon im Hinblick auf ein Festival unter besonderen Hygienebedingungen entstanden“, betont Intendant Björn Gottstein.

www.swr.de
Bild: SWR/Astrid Karger

 

 

 

 

 

 

 

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