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Im Paradies des Französischen Wohlklanges

REST DER WELT / MÜNCHEN / KAUFMANN

12/12/17 In seiner Heimatstadt München ist Weltstar Jonas Kaufmann der von allen gefeierte Liebling. Tenorarien aus französischen Opern des 19. Jahrhunderts standen – interpunktiert von Orchester-Zwischenspielen - auf dem Programm seines zu recht lautstark bejubelten Arienabends in der Bayrischen Staatsoper.

Von Elisabeth Aumiller

Die französischen Tenorprachtstücke sind derzeit Kaufmanns Favoriten inmitten der Vielfalt seines Repertoires: Ihnen widmete er seine differenzierte Gestaltungsgabe mit dem Einsatz seiner Pianokultur neben der auftrumpfenden tenoralen Leuchtkraft. Nach einer kleinen Aufwärmzeit entfaltete sich seine so einzigartig timbrierte Stimme zum brillanten Klingen.

„Ô Paradis“ war der Titel des Abends und mit dem Opernhit „Herrliches Land! O Paradies, den Fluten entstiegen...“ aus Giacomo Meyerbeers „L'Africaine“, an dem kaum ein großer Tenor vorbeikommt, sang er sich in die Herzen seiner Fans. Kaufmann punktete dabei mit feinem Pianoansatz, mit langen Atemphrasen, ebenso mit aufblühendem Forte und glänzendem Spitzenton. Die Wiederholung bei der Zugabe machte er zum exquisiten Kabinettstück. Auch die Arie des Faust aus Berlioz' „La damnation de Faust“ liegt ihm besonders am Herzen, wie der Tenor selbst sagte, und entsprechend gab er der Atmosphäre schwärmerischer Liebe Transparenz und Innigkeit im Ausdruck.  

Die Zuhörer verfolgten gebannt jeden Ton, jede Nuance des Sängers, der seinen vokalen Einsatz zunehmend steigerte, sei es bei der „Blumenarie“ aus Bizets „Carmen, bei Gounods Romèo mit „Ah! Lève-toi-soleil“ oder Massenets Gebet des Rodrigue aus „Le Cid“.

Zum Höhepunkt des ersten Teils wurde das intensiv gestaltete Duett Carlo-Posa aus Verdis „Don Carlo“ zusammen mit dem markanten französischen Bariton Ludovic Tézier. Zum finalen Duett Manon- Des Grieux „Toi! Vous!“ aus Jules Massenets „Manon“ oblag es dem Dirigenten, den säumenden Tenor und die aus Albanien stammende, in Rom ausgebildete Sopranistin Ermonela Jaho herbeizuwinken: Charmant entschuldigte sich Kaufmann für die kleine Verzögerung. Der intensive emotionale Einsatz und der leuchtende Sopran Jahos im Verein mit Kaufmanns tenoralem Breitband machte dann die Gesangsszene zu einem weiteren Höhepunkt im Opernreigen. Im emotionalen Ausdruck jedoch blieb Kaufmann hinter der sich intensiv einbringenden Sopranistin etwas zurück, seine Abhängigkeit vom Notenpult brachte Einbußen.

Die anfängliche Skepsis gegenüber der orchestralen Übermacht bei einem Arienabend – immer hin erklangen neun Intermezzi – war rasch begeisterter Bewunderung gewichen für das brillant spielende Bayerische Staatsorchester unter der sensiblen Leitung von Bertrand de Billy.

Schon beim ersten Einsatz des Klarinettensolos, gefolgt von Flöte und Harfe in der Ouvertüre zu Ambroise Thomas' „Mignon“ war der romantische Zauber da. Das Horn intonierte das Thema „Kennst Du das Land, wo die Zitronen blühen“ und tänzerisch beschwingt folgten weitere Basis- und Arienthemen der Oper. Dirigent und Orchester formten jedes Vor- und Zwischenspiel zum stimmungsvollen Glanzstück: etwa die sanft wiegende Wellenbewegung von Jacques Offenbachs Barcarolle, die elegant fließende Flöten-und Harfenzartheit zum dritten Akt von Bizets „Carmen“, sowie die graziöse Ballettmusik aus Gounods „Faust“, die ätherische Finesse von Massenets „Méditation“ aus „Thais“ mit der glänzenden Solovioline oder den flotte ungarischen Marsch aus „La Damnation de Faust“ von Hector Berlioz. Jede Nummer war ein Musterbeispiel eleganten orchestralen Klangraffinements.

Das gilt auch für die „Begleitung“: Der Dirigent trug Jonas Kaufmann bei dessen teils hauchzarten Pianissimi auf Händen, das Orchester zur filigranen Untermalung zurücknehmend. Zum Ausklang setzen die drei Solisten ihre begeisterte Zuhörerschaft mit dem Weihnachtslied „Minuit Chrétiens“ von Adolphe Adam in adventliche Stimmung.

Bilder: dpk-Aumiller


 

 

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