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Die Kleinen verdienen das Beste

REST DER WELT / BOLOGNA / KINDER- UND JUGENDBUCHMESSE

21/04/17 Das Messegelände in Bologna ist Anfang April jährlich dem Kinder- und Jugendbuch gewidmet. Die Verlage treiben für vier Tage mit mehr oder weniger gelungenem Dekor erstaunlichen Aufwand, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Von Werner Thuswaldner

Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass sich hier die ganze Welt trifft. Auf 20.000 Quadratmetern präsentieren sich 1.200 Aussteller aus 73 Ländern. Viele Länder wie Deutschland, die Schweiz und Österreich haben Gemeinschaftsstände, aber eine Reihe von Verlagen betreiben zusätzlich einen eigenen Stützpunkt. Der österreichische Gemeinschaftsstand wird von der Wirtschaftskammer organisiert. Die beteiligten Verlage, darunter Breitschopf, Jungbrunnen, Obelisk und Tyrolia, brauchen nur ihre Bücher auf die Regale zu legen, während die anderen ihre Stände selbst aufbauen müssen.

Die asiatischen Staaten waren diesmal stark vertreten, auch die arabischen. Sogar die Palästinenser aus Ramallah waren da. Auf den Regalen lagen allerdings nur ein paar Broschüren aus.

Hauptzweck der Messe ist, dass sich die Vertreter der Branche untereinander austauschen. Der Abschluss von Lizenzverträgen steht im Vordergrund. Quer über den ganzen Globus werden Lizenzen gehandelt und Bücher in anderen Sprachen nachproduziert. Auffallend war, dass im Vergleich zu den Jahren zuvor viel weniger chinesische Agenten unterwegs waren. Der Staat hat die Übernahme ausländischer Verlagsprodukte drastisch eingeschränkt.

Ein weiterer Zweck der Messe besteht darin, neuen Buchgestaltern und -gestalterinnen eine Plattform zu bieten. In Bologna besteht für sie die Chance, einen Verlag zu finden. Dieses Jahr wurde ihnen im „Illustratorencafe“ großzügig Platz eingeräumt. Dort, im Herzen der Messe, steht eine riesige Wand, die als Gratiswerbefläche genutzt werden kann. Binnen kurzem nach der Eröffnung der Messe ist diese Wand zugepflastert. Im Übrigen ist dieser Raum als weitläufige Galerie gestaltet, wo man sich einen Überblick über die weltweite Illustrationskunst von heute verschaffen kann.

Die Illustratorinnen und Illustratoren durchstreifen mit ihren Mappen unter dem Arm zu Hunderten und Aberhunderten die Hallen. Viele Verleger kündigen Stunden an, während denen sie bereit sind, Mappen zu begutachten. Nicht sehr häufig kommt es zu einem Vertrag. Aber es geschieht. Gefragt sind nicht so sehr Einzelillustrationen, sondern halbwegs ausgegorene Buchprojekte, also in der Regel eine Geschichte mit Bildern. Interesse erwecken „Konzepte“. Für die Kleinsten soll ein Pappbilderbuch nicht bloß zum Durchblättern sein, sondern von Seite zu Seite kleine Überraschungen bieten. So etwa ist jeweils ein Tier von hinten zu sehen, und nach dem Umblättern steht es auf Grund eines kreativen Tricks in Vorderansicht da. Stanzungen und Aufklappseiten fordern die Neugier heraus.

Wie Marcus Herrenberger, Professor an der Fachschule für Illustration in Münster, erklärte, werden die Studierenden von den Lehrern ermutigt, Messen zu besuchen. „Dort müssen sie sich der Begegnung mit der Realität stellen. Dort gibt es vom Markt Urteile für die weitere Orientierung zu hören. Natürlich auch harsche Kritik.“ Tatsächlich kann man immer wieder Kandidaten und Kandidatinnen mit verweinten Augen begegnen.

In Bologna ist viel von Preisen die Rede. Die Zuerkennung des höchsten Preises für Kinder- und Jugendliteratur, des „Astrid-Lindgren Memorial Award“ - mit 545.000 Euro dotiert – wird jeweils auf der Messe bekanntgegeben. Der Preisträger für 2017 ist der Deutsche Wolf Erlbruch („Der kleine Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat“). Ihm werden philosophische Tiefe, Leichtigkeit und Originalität attestiert.

Gastland in Bologna waren die Katalanisch sprechenden Regionen Katalonien, die Balearen und Valencia – erstmals also nicht ein Land im eigentlichen Sinn.

Die Anstrengungen, die Kleinsten für das Buch zu gewinnen und sie nicht den elektronischen Medien zu überlassen, sind stark und vielfältig. Gefälliges beherrscht die Szene, aber künstlerische Höchstleistungen sind gleichwohl auf Schritt und Tritt zu entdecken.

Die nächte Kinder- und Jugendbuchmesse in Bologna ist von 26. bis 29. März 2018 – www.bolognachildrensbookfair.com
Bilder: Bologna Chlildren's Book Fair

 

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