Kreuz und quer
REISEKULTUR / KLÖSTERREICH / PILGERWEGE
18/06/14 Jakobsweg, eh klar. Weil die Marke boomt und es unterdessen Trittbrettfahrer sonder Zahl gibt, ist Miteleuropa längst durchzogen von sich verästelnden Jakobsweg-Seitenwegen. Ein Beitrag zur Authentizität: unterwegs in Hospizen oder Klöstern zu nächtigen. Die Initiative „Klösterreich“ hat dazu jedes Jahr ein paar Ideen mehr.
Von Kloster zu Kloster sind es oft nur kurze Strecken, die auch per Rad oder zu Fuß bewältigt werden können. Aufgrund der besonderen Lage der Klöster ist die Wegstrecke auch ein besonders reizvolles Landschaftserlebnis, einladende Rastplätze und Sehenswürdigkeiten können in die Routenplanung einbezogen werden. Manche der Klöster sind Stationen auf alten Pilgerwegen, wie dem Jakobsweg, der Via Sacra, den Mariazellerwegen oder dem wieder eröffneten Europäischen Pilgerweg Via Nova. Andere sind Ziele oder Ausgangspunkt von Wallfahrten wie Stift St. Florian, Stift Rein oder Stift Heiligenkreuz. Wieder andere geben die Möglichkeit, bei Wanderungen oder mit dem Rad die Kulturlandschaft, in der sie eingebettet liegen, zu entdecken.
Ein 44 Kilometer langes Stück des österreichischen Jakobsweges verbindet die Stifte Göttweig und Melk. Die erste Etappe führt in einem 6-stündigen Fußmarsch zum Kloster Maria Langegg. Von dort geht es 5 Stunden weiter nach Melk. Entlang des Weges finden sich Säulen mit Texten des Autors Paolo Coelho. Im Stift Göttweig bietet Abt Columban im Sommer Wanderexerzitien unter dem Titel „mit der Bibel im Rucksack“ an.
Die „heilige“ Straße (so wurde der Pilgerweg von alters her genannt), führt von Wien nach Mariazell. Die Stifte Heiligenkreuz und Lilienfeld gelten als wichtige Wallfahrerstationen. Auch heute werden nach Voranmeldung Pilger im Gästetrakt aufgenommen.
Nach Mariazell führen aber aus ganz Europa Wege – so auch aus Polen. Das Kloster Raigern in der Tschechischen Republik lädt Pilger nach Voranmeldung ein, an der Stundenliturgie der benediktinischen Kommunität im Oratorium teilzunehmen.
Das Stift St. Lambrecht ist das Gründungskloster von Mariazell – damit ist es auch der Ausgangspunkt des „Mariazeller Gründerweges“. Ein anderer Weg, der diesen kreuzt: Ausgehend vom Stift Admont führt der „Hemma-Pilgerweg“ über Stift St. Lambrecht ins kärntnerische Gurk, in dessen Domkrypta die heilige Hemma beigesetzt ist. Ihre Verehrung geht in Kärnten, der Steiermark und Slowenien auf eine jahrhundertealte Tradition zurück. Im Mai können Pilger vom Kloster Wernberg der Missionsschwestern vom Kostbaren Blut aus am Hemma-Pilgerweg zum Kloster Gurk wandern. Die zum Stift Admont gehörende Wallfahrtskirche Frauenberg ist ein Ort der Besinnung für Pilger aus vielen Ländern. Frauenberg ist auch eine Station auf dem Hemma-Pilgerweg.
Das Kneipptraditons-Haus der Marienschwestern vom Karmel in Aspach liegt am wieder eröffneten Europäischen Pilgerweg „Via Nova“, der von Regensburg nach St. Wolfgang führt. Hier führen zertifizierte Pilgerwegbegleiterinnen durch das Innviertler Hügelland.
Das weltälteste Zisterzienserkloster Rein liegt am Pilgerweg zwischen Graz und der Benediktinerabtei Seckau. Von Graz-Gösting führt der Weg über die Ruine Gösting nach Maria Strassengel, dem bekannten steirischen Wallfahrtsort, und über den Kalvarienberg in Gratwein nach Stift Rein und weiter bis nach Seckau. Das Stift ist auch eine Station am "Mariazellerweg", der aus Slowenien kommend über die Soboth in die Weststeiermark geht und die Pilger weiter bis nach Mariazell führt.
Neu in die Tourismusvereinigung „Klösterreich“ aufgenommen ist die Zisterzienserinnenabtei Waldsassen in Bayern, wo man einen christlich geprägten Rundgang durch das Umland von Waldsassen anbietet. Das Kloster ist auch Zielpunkt der deutschen „Via Porta“, einem Weg, der das ökumenische Bewusstsein wachrütteln will. Er beginnt in Volkenroda (unweit Mühlhausen/Thüringen) beim Kloster der evangelischen Jesusbruderschaft mit dem berühmten Christus-Pavillon. Auf einer Gesamtlänge von gut 300 kam führt die „Via Porta“ in 18 Etappen zur bayerischen Zisterzienserinnenabtei nach Waldsassen.
Die Erzabtei Pannonhalma, Zentrum des ungarischen Benediktinerordens, liegt etwas südlich von Gy?r und empfängt Pilger, die Ruhe und Einkehr suchen. Sehenswert ist Pannonhalma, weil ein beeindruckender klassizistischer Bau ist - ein Kontrast zum deutlich häufigeren Kloster-Barock.
Informationen - www.kloesterreich.at, www.facebook.com/kloesterreich
Bild: Klösterreich / Region Graz / Tom Lamm