asdf
 

Internet statt Postkutsche

HINTERGRUND / REISEKULTUR

10/05/13 Wo viel Kultur an einem Fleck zusammenkommt – Salzburg ist ein solches Epizentrum – ist es für die touristischen Marketingexperten kein großes Kunststück, Angebote zu schnüren und so zufriedenstellende Nachfrage mit ordentlichen Nächtigungsziffern zu generieren.

030Wer Themenrouten zusammenstellen will und dadurch kleinere touristische Lockpunkte zu verbinden trachtet, hat zwar nicht unbedingt schlechtere Karten – aber sie zu mischen oder in sinnvolle Reihen zu legen, ist deutlich mühsamer und erfordert ein erfindungsreiches Vorgehen. Die „Mozart-Wege“ sind ein solches Beispiel dafür, dass selbst jahreslanges Bemühen nicht eine wie von selbst leuchtende Dachmarke garantiert.

„Zumeist sind lokale Initiativen zufällig entlang einer Route verstreut, ohne eine kritische Masse zu bilden oder eine systematische Herangehensweise sowie einen starken inhaltlichen Zusammenhalt aufzuweisen“, heißt es dazu im aktuellen Newsletter der Salzburg Research Forschungsgesellschaft zu entnehmen.

Die EU hat 1,9 Millionen Euro locker gemacht, um solches Vernetzungsdenken zu kräftigen. Das im März 2012 gestartete dreijährige EU-Forschungsvorhaben "Certess" (Cultural European Routes – Transfer Experiences, Share Solutions) will die methodische Entwicklung, das Management sowie Verbesserung und Ausbau von europäischen Kulturstraßen und damit den nachhaltigen Tourismus fördern.

Einen Schwerpunkt bildet die innovative Vermittlung von kulturellem Erbe: „Lokale Unternehmen und Produkte entlang derartiger Straßen sollen durch innovative Services aus dem Informations- und Technologie-Bereich, wie zum Beispiel Open Streetmaps für Kulturstandorte und Kulturrouten, Social Media zur Vernetzung von Routen-Gemeinschaften sowie Informationszugang via Smartphone und Tablet, adäquat vermittelt und vermarktet werden“, sagt die Österreich-Projektkoordinatorin Veronika Hornung-Prähauser.

Wer die Certess-Website genauer ansieht, kommt zum Schluss, dass die EU-Initiative vorerst vor allem Kulturbeamte und Touristiker auf Reisen bringt. Ein solches Arbeitstreffen hat beispielsweise im vorigen Dezember in Salzburg stattgefunden. Man ist wohl noch im Stadium des Brainstorming. Dafür sammelt man auch Beispiele, bei denen diese Art der Zusammenarbeit bereits gut oder einigermaßen funktioniert: Auf der Plattform "Pilgern in Österreich" laden etwa traditionelle und neue Wege grenzüberschreitend zur Besinnung ein. Diese Pilgerrouten seien ein innovatives Bespiel für Kooperationen zwischen Kultur- und Tourismusakteuren sowie Regionalentwicklern, heißt es.

Auch die Europäischen Mozart Wege, eine „Erfindung“ im Vorfeld des Mozart-Jahres 2006, sind ein Exempel für Vernetzung. Die jüngste großräumige Initiative im Rahmen der Mozart-Wege geht von Augsburg, von der Deutschen Mozart-Gesellschaft aus. Vor 250 Jahren nämlich, im Juni 1763, ist Leopold Mozart mit seinen beiden „Wunderkindern“ aufgebrochen: Die gesamte Reise dauerte dreieinhalb Jahre. Sie führte die Mozarts an die europäischen Höfe. Ausgehend von Salzburg führte der Weg zunächst nach Aachen, von dort weiter durch das heutige Belgien, Frankreich, England, die Niederlande und die Schweiz. Wolfgang war bei Reiseantritt sieben Jahre alt, seine Schwester Maria Anna elf.

Achtzehn „Mozart-Orte“ kann man in diesem Fall allein in Deutschland verknüpfen: Wasserburg, München, Augsburg, Ulm, Ludwigsburg, Bruchsal, Schwetzingen, Heidelberg, Mannheim, Worms, Frankfurt, Mainz, Wiesbaden, Koblenz, Bonn, Brühl, Köln und Aachen.

In Kooperation mit 44 lokalen Partnern erinnern mehr als 55 Konzerte, Ausstellungen, Vorträge, Führungen und Theaterstücke an die Reise der Familie Mozart, die im Juni 1763 ihren Anfang nahm. Zu den Akteuren des Projekts „Wnderkindreise“ (das am 7. Juni in Salzburg eröffnet wird) gehören u.a. die Ensembles Concerto Köln, l’arte del mondo, das Pleyel Quartett, Michael Quast, Reinhard Goebel und die Bayerische Kammerphilharmonie sowie die Ludwigsburger Schlossfestspiele, die Brühler Schlosskonzerte und viele andere mehr.
(Landeskorrespondenz/dpk-krie)

Das Detailprogramm des Projekts „Wunderkindreise“: www.deutsche-mozart-gesellschaft.de
Die Mozartwege: www.mozartways.com
Die Broschüre "Reisen auf Mozarts Spuren durch Europa": www.mozartways.com
Die Vernetzung österreichischer und anderer Pilgerwege:  www.pilgerwege.at
Das EU-Projekt „Certess“: certess.culture-routes.lu

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014