Mord unter dem Lindenbaum
FILM IM SALZKAMMERGUT / FAISTENAU
14/09/12 Charly Rabanser ist eine unverwechsel- und unverzichtbare Größe im Salzburger Theaterleben. Seit einigen Jahren ist er „nebenberuflich“ im Gastgewerbe: Als Dorfwirt Salchegger wird er hineingezogen in die skurrilen Fälle der ORF-Serie „Vier Frauen und ein Todesfall“. Jüngst wurde die fünfte Staffel abgedreht in Dorf Ilm – alias Faistenau.
Von Heidemarie Klabacher
In der fünften Staffel von "Vier Frauen und ein Todesfall" scheint Charly Rabanser in der fiktiven Rolle des brummigen Dorftwirts zu seinen realen Wurzeln als Theatermann zurückzukehren: Er will die „Ilmer Passionsspiele“ zurück ins Leben rufen… Auch sonst wird es unter der tausendjährigen Linde in Dorf Ilm/Faistenau gewohnt schräg zugehen. So muss etwa Adele Neuhauser, als Julie der Star der Serie, ihren Hof aufgeben: Nicht Brandstiftung oder dörfliche Intrige sondern simpler Pilzbefall macht dem Bauerhaus („in echt“ handelt es sich um das einzigartige fünfhundert Jahre alte „Rauchhaus Mühlgrub“ bei Hof) den Garaus. Julie zieht ins Wohnmobil. Platz für eine Leiche wird sich auch irgendwo finden.
Gesendet wird die im Sommer in Faistenau und Umgebung fertig gedrehte, von der Wiener DOR Film produzierte Staffel voraussichtlich 2013 im ORF. Zwölf neue Folgen sind nach drei Jahren Pause entstanden. Adele Neuhauser und ihre „Begräbnisweiber“ Brigitte Kren, Martina Poel und Miriam Stein ermitteln wieder, die Linde auf dem Kirchplatz ist wieder das Epizentrum von Faistenau und seinem Serien-Alter ego Dorf Ilm.
Man hätte es schon gerne gesehen, so Roswitha Winkler, die Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Faistenau, wenn in der Fernsehserie der Originalname verwendet worden wäre. Aber auch so hat sich Faistenau mit den Jahren einen Ruf als „Filmdorf“ erarbeitet. „Es kommen Leute wegen der Serien-Schauplätze.“ Das Interesse an Filmführungen, zu denen etwa ein Besuch der Strubklamm gehört, wird mit der neuen Staffel vermutlich steigen. Exportiert wurde die Serie bereits in die USA, Kanada, Albanien, Kroatien, Tschechien, Ungarn, Polen, Rumänien, Serbien, Slowakei, Slowenien, Italien.
Einer der Schauplätze - neben dem „Romantikhotel Dorfwirt Salchegger“, dem seit vierzig Jahren unveränderten „Krämerwirt“ – ist die Pension Schierl. Connaisseure der Serie kennen die Pension etwa aus der besonders schrägen Folge mit der Sauna-Weltmeisterschaft: „Pippas Zimmer“ hieß diese Folge. Pippa, von den vier Detektivinnen ebenso prompt wie falsch verdächtigt, eine Serienmörderin zu sein (weil sie Zeitungsfotos von verschiedenen Frauen in ihren Schrank gepinnt hatte), hat im Dorf freilich nur nach ihrer unbekannten Mutter gesucht…
„Ich kann mir noch heute nicht wirklich vorstellen, wie die Filmleute das geschafft haben. Hier ist ja alles so klein“, sagt Nicole Schierl, die Besitzerin der Café-Pension Schierl, und öffnet die Tür zu einem Originalschauplatz: zu jenem Bad im gemütlichen Gästezimmer, in dem Ermittlerin Julie auf der Lauer gelegen und ihrem eigenen Scharfsinn auf den Leim gegangen ist.
Auch in die Pension Schierl kommen noch immer Serien-Freaks, die Pippas Zimmer besichtigen oder buchen wollen. Im Gegensatz zum „Schlosshotel Orth“ ist die Pension Schierl echt: Hier kann man Ferien machen – und befindet sich zugleich auf aktuellem und historischem Film-Terrain. Szenen für den seinerzeit sehr bekannten (wenn auch vom Lexikon des Internationalem Film als „in jeder Hinsicht unzulänglich“ eingestuften) Heimatfilm „Die Sennerin von Sankt Kathrein“ wurden 1955 ebenfalls in Faistenau gedreht. Ihre Mutter Hildegard, damals zehn Jahre alt, „war das Kind, das in der Kirche die Krone überreicht hat“, erzählt Nicole Schierl.
Auch in der Gegenwart ist die Faistenau ein beliebter Drehort für Spielfilme: 2010 drehte Peter Payer ebenfalls in Faistenau und Umgebung Szenen für sein Psycho-Roadmovie „Am Ende des Tages“ mit Simon Schwarz, Anna Unterberger – und Ex-Jedermann Nicholas Ofczarek. Apropos. Unter der Dorflinde in Faistenau wird seit 1955 alle drei Jahre in den Sommermonaten der „Faistenauer Jedermann“ aufgeführt.
Diese mächtige Linde - zwanzig Meter hoch, neun Meter im Umfang - ist älter als alle Gebäude, sogar älter als die Kirche, deren erster Bau mit 1324 datiert ist. Nachweislich wurden unter der Linde seit 1367 Gemeinde- Angelegenheiten geregelt, Befehle der Obrigkeit verlesen und Gericht gehalten – gefällt wurden aber nur „gelinde“ Urteile. (Wird fortgesetzt)