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Funkenflug

GROSSES FESTSPIELHAUS / NWD PHILHARMONIE HERFORD

08/03/10 Wie ein rein „klassisches“ Programm elektrisieren kann! Das zeigte Nordwestdeutsche Philharmonie Herford und präsentierte sich diesmal als deutlich verjüngter Klangkörper unter der Leitung von Simon Gaudenz.

Von Horst Reischenböck

Da stoben schon eingangs die Funken aus Serge Prokofjews „Symphonie classique“. Wie amüsant verfremdet wird da Hayden’sches Material, wie gezielt ließ Gaudenz die überraschenden Wendungen aufblitzen, wie transparent Larghetto auffächern. Selbst der kurzen Gavotte verlieh Gaudenz durchaus eigenständige Akzente und begeisterte mit dem quirlig servierten Finale nach bereits kaum 15 Minuten.

Ein weiterer Höhepunkt am Donnerstag (4.3.) im Großen Festspielhaus: „Das“ Klarinettenkonzert, Mozarts KV 622, bestach vor allem ob der verblüffenden Interpretation von Sebastian Manz. Er ist ein Schüler von Sabine Meyer und hat erst vor zwei Jahren den renommierten ARD-Wettbewerb gewonnen. Er spielte, nein, er lebte mit dem Bassettinstrument in seinen Händen jede noch so kleine Nuance des Werks. Er kostete Mozarts kontrastierend durch alle Register geführten Gedanken aus - und hat sie an den Nahtstellen zu Tutti-Einsätzen quasi  mit improvisierten Nachspielen ergänzt.

Vom Orchester beflügelt begleitet, wusste Manz sich mit nahezu überirdischem Pianissimo in das Adagio hinüber zu singen. Lang ließ er die den Zauber in der atemlosen Stille des Auditoriums nachklingen - bevor er sich spritzig virtuos in die Arabesken des Rondos stürzte. Ohne Übertreibung: eine ausgereifte Wiedergabe, die in Erinnerung bleiben wird!

„Klassik“ war endlich auch wieder einmal die Orchesteraufstellung: erste Violinen links, dahinter Celli und Kontrabässe; zweite Geigen und Bratschen zur Rechten des Dirigenten.

Mit Ludwig van Beethovens „Siebter“, ebenfalls in A-Dur, gelang der Nordwestdeutsche Philharmonie Herford ein weiterer „Kantersieg“: Man folgte den Metronomangaben, bewusst pulsierend schon von der Einleitung her. Und trotz der Einhaltung aller vorgeschriebenen Wiederholungen wurde diese Wiedergabe zu einer der hierorts kürzesten - und kurzweiligsten: So wurde dem fast nahtlos in einem Sog angefügten Allegretto jedweder Anflug von Traurigkeit ausgetrieben. Die beiden letzten Sätze gerieten überhaupt zu einem mitreißenden Gipfelsturm.

 

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