Fryderyk Franciszek
GROSSES FESTSPIELHAUS / MOZARTEUM ORCHESTER / HAGER
04/03/10 Unter diesem Namen wurde der spätere Frederic Chopin geboren: vor zweihundert Jahren. Der gesundheitlich sensible polnisch-französisch Tastenheld ist einer der Jahresregenten 2010. Dem trug auch die Kulturvereinigung Rechnung.
Von Horst Reischenböck
Das Mozarteumorchester unter seinem früheren Chefdirigenten Leopold Hager spielte auf - zusammen mit der österreichischen Pianistin Margarete Babinsky. Dem dramaturgischen Ansatz war durchaus etwas abzugewinnen: Präsentiert wurden Chopin und Schubert - zwei nahezu zeitgleich lebende, jung verstorbene Komponisten - mit ihren jeweils umfangreichsten Orchesterwerken.
Mit dem Klavierkonzert e-Moll Opus 11 hatte sich Chopin einst in Warschau erfolgreich und definitiv von seinem Heimatland verabschiedet - um dann über Wien und Salzburg nach Paris zu reisen. Deswegen aber schon hier „Französisches“ in seiner Kunst mitschwingend zu hören, dünkt doch etwas weit her geholt.
Das Orchester dient hier noch ganz als „Folie“ und ist kaum mehr als Untermalung des Soloparts: Abgesehen von der ausgedehnten Einleitung in den Kopfsatz wird dem Tutti wenig Mitspracherecht geboten. Das Mozarteumorchester - aufgeräumt und willig unter Leopold Hager bot diese Unterstützung mit Verve. (Der ursprünglich angekündigte andere Ex-Chefdirigent Hubert Soudant wird zu einem anderen Termin in seinen ehemaligen Wirkungskreis zurückkehren).
Chopin soll ein weicher Anschlag eigen gewesen sein. Ideal daher für nachspürende weibliche Solistinnen? Nun denn: Margarete Babinsky, die etwa bei Heinz Kämmerling an der Uni Mozarteum studierte, verzichtete zunächst auf allzu sehr überbordendes Auftrumpfen, ohne deswegen die geforderte glitzernd-perlende Virtuosität hintanzustellen. Höhepunkt war dennoch die subtil von den gedämpften Geigen angestimmte Romanze: emotional stimmig und retardierend sann die Solistin der mitschwingenden nächtlichen Melancholie nach. Schade allerdings, dass ihr dann im Finale die Nerven einen Streich spielten. Gut zwei - auch für sie schrecklich gewesen sein müssende - Minuten entlang der Kongruenz mit der Begleitung verwischten leider etwas den ansonsten durchaus positiven Eindruck.
Dann Franz Schuberts „Große“ Sinfonie in C-Dur D 944, deren erste Skizzen 1825 auf der Reise nach Gastein entstanden. Vorwärts strebend und mit Tempo ging es nach dem von Willi Schwaiger samtweich intonierten Hornsignal durch den Kopfsatz.
Immer wieder mischten sich die Holzbläser subtil ins Geschehen, besonders plastisch im Andante. Dessen erschütternde Klimax öffnet ja dramatische Blicke in seelische Abgründe (ähnlich wie im Streichquintett oder den späten Klaviersonaten). Oder war’s vielleicht doch nur eine Reminiszenz an Schuberts Fahrt über den Pass Lueg? Leopold Hager aber insofern fast verschenkte, indem er just vor dieser Steigerung kurz retardierend innehielt. Voll federndem Elan wurden danach beiden Vivace Rechnung getragen: ein einmal mehr zu Recht bejubelter Beleg für das Können unserer Instrumentalisten.