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„Man ging heimlich zu Harnoncourt“

HINTERGRUND / BAROCKNACHT / ALTE MUSIK

14/06/13 Es ist ein schon gut eingebürgerter Termin des Instituts für Alte Musik an der Universität Mozarteum. Die „Barocknacht“ bietet einen guten Eindruck von der Qualität der Ausbildung, die man im Mozarteum unterdessen auch auf dem Gebiet der Alten Musik bekommen kann. Das war nicht immer so.

Von Reinhard Kriechbaum

Gut, wenn man die barocke Lebensfreude einmal nicht ausschließlich hörend genießen kann: „In den Pausen bietet sich Gelegenheit, barocke Spiele auszuprobieren oder das Tanzbein zu schwingen“, verspricht man für die Barocknacht heute Freitag (14.6., ab 18 Uhr) im Solitär der Universität Mozarteum. Und fein, dass an Salzburgs Kunstuniversität die Alte Musik einen so hohen Stellenwert und vor allem so selbstverständlich ihren Platz einnimmt.

Unlängst hat in einem Pressegespräch Florian Birsak, der gerade die Professur für Cembalo bekommen hat und derzeit das Institut für Alte Musik als Karenzvertreter von Dorothée Oberlinger leitet, aus dem Nähkästchen geplaudert. Freilich war in den achtziger Jahren war Nikolaus Harnoncourt an der Universität Mozarteum als Professor für Aufführungspraxis tätig. Viele Studierende dieser Jahre schreiben jetzt mit einigem Stolz in ihre Biographien hinein, dass sie Vorlesungen bei ihm besucht haben. Allerdings: So selbstverständlich war es damals nicht, sich am Mozarteum mit Alter Musik zu beschäftigen. Von manchen Instrumentallehrern wurde das Interesse ihrer Studenten auf diesen vermeintlichen interpretatorischen „Abweg“ gar nicht so gern gesehen. „Man ging heimlich zu Harnoncourt“, erinnert sich Birsak. „Es war ein geradezu subversiver Akt, dorthin zu gehen.“

Genau wegen des Widerstands mancher Lehrer war es damals nicht möglich, die Alte Musik als eigenständigen Ausbildungsbereich am Mozarteum zu etablieren. Unterdessen hat freilich das Musikleben selbst die Direktiven auch in Richtung Ausbildung vorgegeben. Florian Birsak betont, dass man eben ein „Institut“ und keine „Abteilung“ für Alte Musik eingerichtet habe. Der feine Unterschied? Das Tor zur historischen Aufführungspraxis stehe so quasi allen Studierenden offen, man betreibt die Sache im besten Sinn interdisziplinär. Und hochkarätig: Reinhard Goebel und Hiro Kurosaki unterrichten Barockvioline, Vittorio Ghielmi hat die Professur vür Viola da Gamba, Dorothée Oberlingers Blockflötenklasse wird geradezu gestürmt. Wolfgang Brunner und Florian Birsak sind für die Tasteninstrumente zuständig, und im Herbst kommt noch eine Professur für Barockvioloncello dazu.

059Die Barocknacht heute Freitag (14.6.) ist dem 300. Todestag von Arcangelo Corelli heuer gewidmet. Die Dienstherren von Arcangelo Corelli lesen sich wie das „Who is Who“ des barocken Hochadels, darunter Königin Christina von Schweden, Kardinal Pamphili (einer der bedeutendsten Kunstmäzene Roms) und Kardinal Ottoboni. Das Mäzenatentum lockte eine erstaunliche Zahl bedeutender Komponisten in die „ewige Stadt“: Gasparini, Scarlatti und Pasquini wirkten gleichzeitig mit Corelli, dazu war die Stadt ein Magnet für lehrbegierige (Georg Muffat, Johann Philipp Krieger) oder hochstrebende Tonsetzer aus nördlichen Gefilden. So schrieb etwa Georg Friedrich Händel in Rom mehrere Kantaten und machte Bekanntschaft mit dem – ob des päpstlichen Opernverbotes – typisch römischen Oratorium.

Die Barocknacht führt aber nicht nur durch das barocke Rom. Die für Wien geschriebene Kantate des ebenfalls lange in Rom tätigen Antonio Caldara „Il Giuoco del Quadriglio“ wird das Publikum mit barocker Gestik und barockem Kartenspiel vertraut machen. Francois Couperin wird bemüht, um mit seiner „Apotheose de Corelli“ das letzte Konzert zu beenden. In den Pausen also auch Gelegenheit, barocke Spiele auszuprobieren oder das Tanzbein zu schwingen...

Barocknacht, Freitag 14.6. von 18 bis 23.30 Uhr im Solitär der Universität Mozarteum. - http://www.uni-mozarteum.at/de/events/veranstaltung.php?vanr=11186
Bilder: dpk-krie (1); www.styriarte.com/Werner Kmetitsch (1); Universität Mozarteum (1)

 

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