Abschied auf Schwedisch
KULTURVEREINIGUNG / HELSINGBORGS SYMFONIORKESTER (2)
21/01/13 Mit Carl Wilhelm Eugen Stenhammar, dem bedeutenden spätromantischen Komponisten ihrer schwedischen Heimat, beendete das Helsingbors Symfoniorkester seinen dreitägige „Stagione“ im Großen Festspielhaus.
Von Horst Reischenböck
Eingangs nochmals dieselbe Werkfolge wie zu Beginn des Gastspiels am Mittwoch (16.1.): Ausnahme-Klarinettist Martin Fröst provozierte nach dem Mozart-Konzert mit der Klezmer-Adaption seines Bruders zu Standing Ovations. Als zweite Zugabe animierte er dann das von dem britischen Dirigenten Andrew Manze dazu angeleitete Auditorium, zu der von Fröst legato geblasenen Melodie des ersten C-Dur-Präludiums BWV 846 aus Johann Sebastian Bachs „Das wohltemperierte Clavier“, 1. Teil, das von Charles Gounod darüber gelegte „Ave Maria“ beizusteuern. Ein durchaus veritabler Chor.
Das Hauptaugenmerk lag am Freitag (18.1.) allerdings eindeutig bei der späten Salzburg-Premiere der Zweiten Sinfonie op. 34 von Landsmann Wilhelm Stenhammar (1871-1927). Angeblich in g-Moll, aber in Wirklichkeit ist das Werk der alten Kirchentonart „Dorisch“ verpflichtet. Auf „g“ beginnend, aber mit nur einem b-Vorzeichen.
Jean Sibelius ausgenommen, ist es in unseren Breitengraden um die Kenntnis skandinavischer Sinfonik eher spärlich bestellt. Am ehesten taucht noch der mit Stenhammar befreundete Däne Carl Nielsenin Konzertprogrammen auf. Musik von dem Schweden Franz Berwald schon gar nicht. Es ging also diesmal darum, ein absolut respektables Werk zu entdecken, das beim ersten Hören mitunter disparat Anmutendes zu großer Einheit verschweißt.
Nach dem fast archaischen Unisono-Einstieg der Streicher, der von den Holzbläsern konterkariert wird, und deren lyrischem Seitenthema steigert sich der Kopfsatz fulminant in eine kämpferische Durchführung hinein. Dazu kontrastiert nachfolgend ein Marcia funebre, in dessen weit geschwungene Kantilene dann Trompeten und Hörner Signale senden. Erinnerungen an Anton Bruckner oder an den Aufmarsch der Gralsritter im „Parsifal“ werden wach. Dies, obwohl Stenhammar, eigenen Worten nach, Richard Wagners Einfluss auf sich einzudämmen suchte.
Das zuletzt verdämmernd folkloristische Scherzo wiederum gemahnt gelegentlich an Johannes Brahms oder Antonin Dvo?ak. Beleg dafür, wie ähnlich doch Volksmusik vom Norden bis zu den Alpen hin tönt, ja bis hin zu in diesem Satz sogar spanischen Anklängen. Die Melodien der Holzbläser, die das Trio bestimmen, wären ohne Sibelius kaum denkbar. Ein breit gesponnener energischer Auftakt birgt die Keimzelle zum kontrapunktischen Finale. Das mündet nach abruptem Innehalten, von der Klarinette ausgehend vergrößert, in einen vom Blech bekrönten Choral, der den mehrheitlich ernsten Tonfall der Sinfonie unterstreicht.
Alle Ausführenden, angefeuert durch die animierenden Zeichen von Andrew Manze, bezeugten begeisternd ihr Herzblut. Mit dem Tanz der Schäferin aus Hugo Alfvéns Ballettsuite „Bergakunig“ op. 37 setzten sie einen leichtfüßigen Schlusspunkt.