Mein kleiner weißer Kaktus
PHILHARMONIE SALZBURG / COMEDIAN HARMONISTS
13/12/12 Die Nummer "Hallo, was machst du heut’, Daisy“ spiegelte die damalige Situation - den Tanz am Abgrund zu einer Zeit, in der Geld verspekuliert wurde, verzockt, verheizt: Von so etwas sind wir ja, so der Pianist und Arrangeur Klaus Eibensteiner, heute meilenweit entfernt… Elisabeth Fuchs scheint nie um Ideen verlegen, wenn es um Abonnementkonzerte abseits herkömmlicher Art gehen soll. Diesmal assistierte sie mit der Philharmonie Salzburg den hiesigen Nachfolgern der Comedian Harmonists.
Von Horst Reischenböck
Fast auf den Tag genau vor nunmehr 85 Jahren, am 18. Dezember 1927, erschien im “Berliner Lokalanzeiger“ ein Inserat, in dem Männerstimmen gesucht wurden. Es sollte ein Ensemble entstehen, ähnlich den „Revellers“ aus den USA. Das war die Geburtsstunde der Comedian Harmonists: drei Tenöre, Bariton und Bass zu Klavierbegleitung. Auch sie sagen damals schon gelegentlich mit Orchesterbegleitung.
Anfang dieses Jahrhunderts sollte sich dann im Kleinen Theater Schallmoos der Vorhang über einem Bühnenstück öffnen, das die Geschichte des legendären Vokalensembles zum Inhalt hatte. Wieder ging es darum, ein Vokalensemble zu formen. Für die Bühne diesmal. Doch die „Salzburg Comedian Harmonists“ traten so erfolgreich in die Fußstapfen der Berliner, dass sie bis heute mit deren Musikalien auftreten. Längst bekannte Ohrwürmer wie „Liebling, mein Herz lässt Dich grüßen“, „Wochenend’ und Sonnenschein“ der der – dieser Tage weiß angezuckert zu denkende „kleine grüne Kaktus“ begeistern wie vor 85 Jahren.
Wobei es am Mittwoch (12.12.) im Großen Saal gut war, dass die Texte längst Gemeingut sind. Waren doch vor der Pause die Stimmen von Philipp Caspari, Maximilian Kiener, Markus Schmid, Erasmus Baumgartner und Josef Zwink ab der Mitte des Parketts fast nur als Klangkulisse wahrzunehmen. Dies trotz der keineswegs aufdringlichen Orchester-Arrangements von Wolfgang Pillinger und Klaus Eibensteiner, die Elisabeth Fuchs ihrem Orchester engagiert abluchste. Die Philharmonie Salzburg durfte sich ja schon zu Beginn im Alleingang mit John Kanders „Chicago“ in Szene setzen – und mittendrin nochmals mit der „Springtime Suite“ von Albert Coates.
Auch die Vorgänger schrieben nicht alles selber, auch sie arrangierten und übernahmen auch bekannte Stücke. In diesem Sinne bewiesen die perfekt aufeinander eingestimmten Lokalmatadore, dass sie auch über besinnliche Nummern wie „White Christmas“ oder gar „Es wird scho glei dumpa“ verfügen.
Der Schwung der Melodien, wie etwa „Hallo, was machst du heut’, Daisy“, spiegelte so etwas wie einen Kontrapunkt zur damaligen gesellschaftlichen Situation wider: Der Tanz am Abgrund zu einer Zeit, in der verspekuliert wurde, verzockt – von so etwas sind wir ja, so der Pianist und Arrangeur Klaus Eibensteiner, heute meilenweit entfernt…
Mit Isaac Albéniz’ „Castilla“ leitete die Philharmonie Salzburg dann zur „Schönen Isabella“ über. Vollends komödiantisch wurden die Herren auf dem Podium, als es galt, zu erkunden, was sich wohl hinter dem Spargel in „Veronika, der Lenz ist da“ verbergen mag. Von da war es nur mehr ein Schritt zur reinen Gaudi mit „Ich hab’ für dich ’nen Blumentopf bestellt“ oder der „Dorfmusik“. Lebhaftester Jubel!