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Zur Gänze mozärtlich

CAMERATA / HANSJÖRG SCHELLENBERGER

22/10/12 Zum zweiten Zyklus-Konzert lud die Camerata Freitag und Sonntag (19./21.10.) Hansjörg Schellenberger als Gastdirigenten ein. Er wird mit der Pianistin Yu Kosuge und der Camerata auch für zwölf Tage auf Tournee nach Japan reisen.

Von Horst Reischenböck

Der Titel „Faszination Orient“, bezog sich natürlich nur auf Wolfgang Amadé Mozarts „Die Entführung aus dem Serail“ KV 384. Die hat freilich, wie Musiker aus Istanbul bekräftigen, mit Ausnahme der Verwendung des aus der Musik der Janitscharen stammenden zusätzlichen Schlagwerk mit türkischer Musik herzlich wenig zu tun. In die Ouvertüre, die nahtlos in die Oper einführt und hier mit einem leider nicht näher definierten Konzertschluss erklang, stieg Hansjörg Schellenberger zur Matinee (21. 10.) gleich impulsiv ein.

Schellenberger, der lange als Erster Oboist bei den Berliner Phgilharmonikern tätig war, brachte sich an dem Abend nicht nur als Dirigent, sondern auch als Instrumentalist, also gleichsam doppelt nutzbringend ein: Er führte ein Bläseroktett aus Reihen der Camerata (samt verstärkendem Kontrabass) nach der Pause engagiert durch fünf Ausschnitte der achtteiligen „Harmoniemusik“ aus der Mozart.Oper. Das wirkte wie ein Nachklang an die Zeiten, da Schellenberger noch im Ensembles Wien-Berlin mitwirkte...

Johann Nepomuk Wents Manuskript aus dem Schwarzenbergschen Archiv schreibt ein Englischhörnerpaar vor. In des Fürsten „Harmonie“ (Bläsergruppe) in Wien waren solche Instrumente allerdings nicht vorrätig, und so ersetzte Went, der übrigens bei der Uraufführung der „Entführung“ die Oboe blies, diese in einer weiteren Bearbeitung 1784 durch Klarinetten. Schellenberger, der auch sonst den wieder einmal prächtig konzertierenden Camerata-Holzbläsern spezielle Aufmerksamkeit zuteil werden ließ, wirkte als ein genauso exzellenter „Primus inter pares“.

Zuvor hatte er zusammen mit der Japanerin Yu Kosuge aus dem C-Dur-Klavierkonzert KV 467 dramatische Funken geschlagen. Auch im Andante. Das ist nicht bloß durch den Film „Elvira Madigan“ berühmt, sondern wurde auch der deutschen Fernsehfassung von Patricia Highsmiths „Stille Wasser sind tief“ unterlegt.  Mozart mag sich dabei wohl der Pariser Tage der großen Europareise erinnert haben. Jedenfalls hallt in ihr jener Satz aus Johann Schoberts Sonate op. 17 Nr. 2 nach, den er inmitten seines  Pasticcio-Konzerts KV 39 einbaute. Mozarts eigener Schüler Johann Nepomuk Hummel wiederum erwies ihm dann später in seinem Trompetenkonzert Reverenz.

Yu Kosuge. die am Mozarteum bei Karlheinz Kämmerling studiert hat, balancierte perfekt zwischen perlend zärtlichen Tönen und forcierten Akzenten. Sie steuerte auch eigene Kadenzen bei, die im Kopfsatz vielleicht eine Spur zu sehr in chromatische Gefilde abtrifteten. Ein Sonderlob übrigens, dass sie sich der kaum je zu hörenden Eingänge von Ferruccio Busoni widmete, der sich ja nachhaltig sowohl als Interpret wie Komponist mit dem Genius auseinandersetzte.

Vor allem in den Ecksätzen förmlich elektrisierend dann das offiziell wie aus einem Guss bekrönende Ende durch die „Prager“ Sinfonie D-Dur KV 504. Dass man sich für den beifall noch mit der „Figaro“-Ouvertüre bedankte, war programmatisch durchaus passend: Der Erfolg dieser Oper in Prag zug ja die Uraufführung der „Prager“ Symphonie eben dort nach sich.

Ab 28. Oktober wird die Camerata unter Hansjörg Schellenberger und mit Yu Kosuge eine 12tägige Japan-Tournee unternehmen. Auf dem Programm ausschließlich Mozart, das dafür üppig:  vier seiner Ouvertüren, acht Klavierkonzerte und die letzten vier Sinfonien. - www.camerata.at
Bilder: Camerata Salzburg

 

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