Mit einem Lächeln auf den Lippen
PHILHARMONIE SALZBURG / BEETHOVEN PUR
11/10/12 Wenn ein Orchester Beethovens „Eroica“ so über die Rampe bringt, dann darf es (Unzulänglichkeiten vorab entschuldigende) Attribut „jung“ ruhig ablegen. „Philharmonie Salzburg“ also heißt das Orchester von Elisabeth Fuchs jetzt. Am juvenilen Erscheinungsbild hat sich nichts geändert – und schon gar nicht am „Spirit“ dieses Ensembles.
Von Reinhard Kriechbaum
Dieser „Spirit“ ist wohl das Entscheidende. Zu solchen natürlichen Sympathieträgern geht man gern hin, egal, ob sie nun etwas Reisserisches anbieten oder wie an diesem Abend „Beethoven pur“, die „Eroica“ und das Fünfte Klavierkonzert. Man schenkt sich nichts – und das zieht. „Ausverkauft“ hieß es am Eröffnungsabend des diesjährigen Abonnementzyklus im Großen Saal des Mozarteums, am Mittwoch (10.10.).
Die „Eroica“ hat die Philharmonie Salzburg wirklich toll drauf. Da fließt unterdessen alle Energie (und davon können, wie wir wissen, die Dirigentin und ihre Musikerinnen und Musiker bekanntlich nicht wenig mobilisieren) ins Gestalterische. In Summe also eine runde, musikantische und vor allem in den großen Linien mit hoher Überzeugungskraft nachgezeichnete Wiedergabe. In vielen Details viel Eigenständiges: der Charme etwa, mit dem im Finale das Pizzicato-Hauptthema herausgestellt wurde, und der beinah kammermusikantische Duktus, mit dem die Fugen-Passagen heraus entwickelt wurden. Bei allem Elan nämlich nicht zu überhören: Elisabeth Fuchs weiß die Tempi sehr genau unter Kontrolle zu halten, und immer wieder wählt sie einen moderateren Zugriff, um desto detailorientierter arbeiten zu können. Ein sehr guter Weg.
Nicht ganz so überzeugend vor der Pause das Klavierkonzert Nr. 5 Es-Dur op. 73. Der Oberösterreicher Johannes Wilhelm, erfolgreich aus einigen Wettbewerben hervorgegangen und unterdessen mit einem Lehrauftrag für Klavier auch an der Universität Mozarteum betraut, ist, stellte sich der Herausforderung – nennen wir es: optimistisch. Er musiziere „regelmäßig mit bedeutenden Orchestern“, heißt es in seiner Programmheft-Bio. Im Beethoven-Ernstfall hier führte er sich als ein Romantik-begabter Jüngling ein, der gerne in blumige Ritardandi abgleitet. Dies und einige ordentliche Fehlgriffe ließen ahnen, dass der Umgang mit Werken dieser Dimension für ihn doch alles andere als Alltag bedeutet.
In der Begleitung bewährte sich die Philharmonie Salzburg über die Maßen: Jede Unsicherheit wurde prompt aufgefangen und ein insgesamt hyper-lyrisches Musikbild gemalt. Man könnte sagen: mit einem Lächeln auf den Lippen – und der Satz hätte genau so gut als Motto für diesen Abend gepasst wie „Beethoven pur“.