Alles Engagement für den Psalmsänger David
MUSISCHES GYMNASIUM / LE ROI DAVID
25/05/12 Hätte man vor zwanzig, dreißig Jahren für ein Konzert in schulischem Rahmen – auch in einem Musischen Gymnasium – auch nur entfernt an ein Werk wie Arthur Honeggers „Le Roi David“ denken können? Guter Grund, am Donnerstag (24.5.) in der Großen Aula die Professionalisierung in der musikalischen „Mittelstufe“ zu bewundern.
Von Reinhard Kriechbaum
Es laufen unterschiedlichste Bildungsstränge zusammen im Musischen Gymnasium. Wenn man dort einen Kraftakt wie die Realisierung eines solchen Oratoriums anpeilt, kann man ohne Abstriche auf die Kompetenz der Instrumentalausbildung im Musikum setzen. Und so mancher Schüler, manche Schülerin steht ja auch schon unter Mozarteums-Fittichen.
Das allein brächte es aber noch nicht. Im Musischen Gymnasium werkt seit Jahren ein Team von Musikpädagogen, denen vor allem das Chorsingen in unterschiedlichen Formationen und Stilen ein persönliches Anliegen ist. Das konnte man hier unmittelbar nach-hören: In der Schlussszene des Oratoriums stimmen die Soprane einen frommen Choral an und die Bässe legen, zuerst mit unendlich zarten „Allelluia“-Einwürfen, den Grundstock zu einer am Ende fast orgiastischen Chor-Aufbauschung. Eine solche Fein-Tarierung des Klangs kann man nicht auf bloß ein Projekt hin proben. Da strecken jahrelange Aufbauarbeit, kollektive Ohren- und Disziplinschulung dahinter. Immer wieder ließ an dem Abend aufhorchen, wie selbstverständlich der Chor zwischen den dramatischen Einwürfen, tändelndem Neoklassizismus und dem latent „chansonartigen“ Melos zu differenzieren wusste. Die Anforderungen sind ja nicht gering, in den Vokalisen der Frauenstimmen ebenso wie in den wirkkräftigen einstimmigen Passagen, die so homogen und geschmeidig auch erst getroffen sein wollen.
Ein zentrales Stück im „Roi David“ ist der „Tanz vor der Bundeslade“, in dem sich der Tonfall tendenziell zur Ekstase steigert – was in dem Fall trotzdem hieß, dass man über dem Jubeltaumel des in den Stimmen ausgewogenen Chors immer noch gut die unendlich reichhaltigen orchestralen „Tanzschritte“, die an Synkopen und Taktwechseln reichen instrumentalen Floskeln herausgehört hat.
Überhaupt das Orchester: Man müsste eigentlich alle Holzbläser mit Namen nennen, auch Musiker in vermeintlichen „Nebenrollen“ wie die beiden Damen am vorderen Bratschenpult. Und natürlich die nervenstarken Trompeter oder das konditionsstarke schwere Blech bis hin zur Basstuba, dem Arthur Honegger eine so wirkkräftige Rolle zugedacht hat. Markus Obereder sorgte mit souveräner Schlagtechnik für Ordnung und dramaturgisch einleuchtende Gewichtungen.
Das war eine durch und durch runde, auch in der Mitteilungskraft hoch stehende Interpretation, zu der Theresa Grabner (Sopran), Katrin Heles (Alt) und Pedro Velazquez (Tenor) das Ihre beitrugen. Im Zigeunerkostüm in einer Fensternische kauernd, nicht undämonisch klingend: Bernadette Haidegger als Hexe von Ensor. Peter Arp war der charismatische Sprecher, sonor und ohne aufgesetzte Dramatik geleitete er durch die Geschichte des biblischen Königs, der sich gelegentlich zu wichtig nimmt und damit Gott reizt.
Die Musik in diesem Konzert hätte jeden Gott augenblicklich besänftigt: auch Mozarts die eingangs kernig-musikantisch umgesetzte Ouvertüre zu „Der Schauspieldirektor“ ließ hohen orchestralen Standard erkennen. Verdienter Beifall natürlich fürs Oboensolo im Adagio aus Aram Khatchaturians „Spartakus“. Ob sich bei den Eltern der jungen Musikerinnen und Musiker beim Hauptmotiv noch die Assoziation an die TV-Serie „The Onedin-Linie“ einstellt? So vergeht die Zeit. Man merkt es nicht nur daran, dass Jugend-Musizieren unterdessen hoch professionell geworden ist.