A G’stanzl von Webern, a klans
ASPEKTE / BREINSCHMID / SCHMID / GÜRTLER
11/05/12 Die Leut’ singen Zwölfton und d’Äuglein wern feucht… Die Zweite Wiener Schule ist schon ganz gut verankert im Konzertleben und im kollektiven Bewusstsein. Aber jetzt haben es Schönberg, Berg und Webern gar ins Couplet geschafft.
Von Heidemarie Klabacher
Es war ein hinreißender Abend. Von den ersten Kontrabass-Tupfern und –Zupfern in der Begleitfigur zu den „Stammersdorfer Ausdruckstänzen“ an war man wie verzaubert. Benjamin Schmid hat den begnadeten Kontrabassisten und Erzmusikanten Georg Breinschmid zum „Benjamin Schmid Viennese project 2“ den Aspekten eingeladen. Mit von der Wahnsinnspartie: der Geiger Sebastian Gürtler und der Pianist Miklós Skuta, zwei weitere Erzmusikanten mit denen Breinschmid in verschieden Formationen musiziert.
Wienerisches aus der Feder von Georg Breinschmid, Friedrich Gulda oder Fritz Kreisler stand am Donnerstag (10.5.) im Solitär auf dem Programm. Passend zur stark Wienerisch angehauchten Dramaturgie des ersten Aspekte-Abends gab es Stücke im Dreivierteltakt und weiteren ungeraden Taktarten wie 11/13/15 oder 17/Achteltakt.
Balkandrom war eine Teufelsgeige-Nummer für zwei Zigeuner-Paganinis. Auch ohne Blech - Fanfare Ciocarlia nichts dagegen.
Die Stammersdorfer Ausdruckstänze (Stammersdorf ist dort, wo schon Ludwig Hirschs Omama ihre klane Wohnung g’habt hat, „a Glasl Grammelschmalz am Fensterbrett, den Nachtscherbn unterm Doppelbett“) sind eine wunderschöne Walzerfolge mit einem starken Einschlag ins Psychedelische. Tatsächlich spiele man sie im trunkenen Zustand am leichtesten, sagte Georg Breinschmid, der den Abend in der Manier eines Kabarettisten „moderierte“ und die Nummern brav ansagte.
Dass Benjamin Schmid den richtigen Karriereweg eingeschlagen hat, zeigte sich in seiner Gesangspassage in Friedrich Guldas "Du und I" (die Solofassung für einen Kontrabassisten "I und I" habe er nicht rechtzeitig fertig stellen können, so Breinschmid). So ulkten sich Schmid, Breinschmid und Gürtler durch einen kurzweiligen Abend: Virtuosen, die ihre Instrumente mit der Leichtigkeit von Artisten bei der Jonglage mit zwölf Bällen handhaben.
Nicht vergessen: Das Ganze war ein Aspekte-Konzert. Darum war der Höhepunkt denn auch die Zugabe: Jenes an Nestroy angelehnte - mit urfrechen "zeitgenössischen" Parodien unterspickte - Couplet, in dem Breinschmid die Segnungen der Dodekaphonie besang, beginnend damit, wie es einmal war, bevor das Publikum zu den Höhen des Zeitgenössischen hinauf erzogen war: „Bei an falschen Ton, rennans alle davon“. Wohingegen er jede Nacht von falschen Noten träumt: „Was im Herzen ich will, ist Zwölftonmusik“. Logisch, „denn erst mit an ‚g’ wird a ‚ges’ richtig schen.“